Louise Haenel de Cronenthal

(18.6. 1836 — 9. 3. 1896)

Komponistin

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Geburtshaus Luise Hänels in Naumburg; heute: Marienstraße 24


In diesem Hause in der heutigen Wenzelsgasse 9
lebte die Familie Hänel
ab 1842, wahrscheinlich bis zum Tode der Eltern.

Die Komponistin fügte später den Namenszusatz
„de Cronenthall“ an ihren Namen.

„La tasse d'or“,
Chanson à boire (Trinklied)
des chinesischen Kaisers Ouan-Ti,
transkribiert und für Piano
arrangiert von
L. Haenel de Cronenthall
(op.73, 1867), gewidmet dem kgl.
holländischen Kapitän Ritter
Eugène Haenel de Cronenthal.

Videofilm über Louise Haenel de Cronenthall, wmv-Datei 3,83 MB, zum kostenlosen Herunterladen. Neu: Längere Version!

Neu! Die 1. CD mit Werken der Komponistin ist fertig. Ca. 33 min, Euro 12,-. Sie enthält:

1) Die Sonate No. 12 op. 40 Salut au Printemps, Frühlingsgruß 11‘42
2)
Das Notturno Regrets et souvenirs, 2ème nocturne op. 4, 5‘20
3) Rosina
,Varsoviana op.6, 6‘33
4) Franziska, 4me valse – 4.Walzer op. 29, 9‘09

Anfang des Notturno zum Herunterladen


zum Vergrößern anklickenEigenhändige Widmung:

„Herrn R. Sulzer. überreicht von einem Landsmann, L. Haenel de Cronenthall“

(Sie wollte immer als Mann gelten, kürzte den Vornamen stets mit L. ab.)

Louise Auguste Marie Julia Haenel de Cronenthall (Luise Hänel von Cronenthal, Luise Hänel de Cronenthal), nach ihrer Heirat 1862 Marquise d’Héricourt de Valincourt, geb. 18. 6. 1836 in Naumburg (Saale) im Haus Nr. 120, heute: Marienstraße 24, (nicht wie bei Marx-Haas u. a. falsch angegeben in Graz), gest. 9. 3. 1896 in Paris. 1842 zog die Familie in das Haus Nr. 368, heute: Wenzelsgasse Nr. 9. Das war das Haus, in dem ihre Eltern bis zu ihrem Tode lebten, also waren sie vermutlich die Eigentümer. Trotzdem muß man vermuten, daß die Familie in sehr einfachen Verhältnissen lebte. Der Vater Franz Julius Hänel war Pianofortefabrikant, geb. am 6. 5.1804 in Plauen, gest. am 1. 4.1871 in Naumburg. Er kam 1828 nach Naumburg. Die Ehefrau: Dora Rosine, geb. 13. 4.1806 in Naumburg, gest. am 22. 6.1879 in Naumburg. Das Paar hatte 9 Kinder:
1) Carl Julius, 17. 7.1831 – 12.11.1890, 2) Franz, 03.11.1833 – 1. 2.1846, 3) Marie Charlotte, 6. 5.1835, verh. Lehrer Hermann, 4) Louise Auguste, geb. 18. 6.1836 – verheiratet an Marquis d’Héricourt de Valincourt in Frankreich, 5) Sophie Henriette, geb. 5. 1.1839, verheiratet an Frischeisen, Güsten, Sattlermeister (ca. 1880 von Cronenthal) 6) Therese Pauline, geb. 30.11.1841, 1876 nach Berlin (ca. 1880: von Cronenthal), 7) Emilie Hermine, geb. 20. 8.1843, verheiratet an Herrn Seeger in Eilenburg (ca. 1880 von Cronenthal), 8) Auguste Wilhelmine, Tochter, 9. 9.1844, verheiratet an Lehrer Jahnke, 9) Helene Pauline, geb. 18. 3.1847, 1881 nach Berlin (ca. 1880 von Cronenthal).

Über die Gründung der Pianofortefabrik ist nichts bekannt, vermutlich 1829 als Instrumentenfabrik. 1880: Pianoforte-Fabrik von F. Haenel & Sohn in Naumburg, prämiert: Merseburg 1865, Wittenberg 1869, Wien 1873, Quedlinburg 1876, Utrecht 1876. 1893: Pianoforte-Fabrik von F. Haenel & Sohn in Naumburg/ Hallesche Straße 22, prämiert: (oben) und Sydney 1879, Nordhausen 1880, Halle 1881. 1895: Verkauf der Fabrik an Hermann Vauck.
Die Familie wohnte in Naumburg: 1828: Nr. 564 (Engelgasse 7), 1830: Nr. 736 (Steinweg 18), 1833: Nr. 446 (Neustraße 47), 1836: Nr. 120 (Gr. Mariengasse 24, heute Marienstraße 24, Ummeldung am 14.06.1836), 1839: Nr. 321 (Gr. Wenzelsgasse 40), 1842: Nr. 368 (Kl. Wenzelsgasse 9, heute Wenzelsgasse 9). Völlig unklar ist der Namenszusatz von Cronenthal(l), der erst ca. 1880 in den Einwohnermeldelisten dem Namen hinzugefügt wurde. (Angaben: Stadtarchiv Naumburg).

Luise Hänel ging mit 16 oder 17 Jahren nach Paris, um am dortigen Conservatoire zu studieren. Sie war dort Schülerin des Pianisten Camille-Marie Stamaty (1811-1870), des Cellisten Auguste-Joseph Franchomme (1808-1884) und des Flötisten und Komponisten Jules Demersseman (1833-1866). Von ihren Werken wurden 96 op.-Nummern gedruckt, anfänglich bei dem sehr bekannten Musikverleger Gustav Alexander Flaxland (geb. Straßburg 1821, gest. 1895), Place de la Madeleine, Paris, welcher Wagner gefördert hatte, und dann bei Gérard & Cie, Paris. Sie wohnte dort 1860 in der rue Malesherbes 63. Sie schrieb außerdem eine Oper „La nuit d’épreuve“ (Die Probenacht), UA 1867, sowie
5 Symphonien:
1) La cinquantaine villageoise (Die Goldene Bauernhochzeit), 2) Salute au printemps (Frühlingsgruß), 3) La fantastique (Die Phantastische), 4) Appolonia, 5) Bonheur pastoral (Hirtenglück), 1 Streichquartett „Cremone“ sowie viel Klaviermusik, u.a. 22 Sonaten. Für ihre im Rahmen der Pariser Weltausstellung 1867 aufgeführten Transskriptionen chinesischer Nationallieder und anderer asiatischer Musik erhielt sie eine Medaille. Außerdem ist sie neben
Emilie Mayer die einzige deutsche Symphonie-Komponistin des 19. Jahrhunderts.

Zuletzt wohnte sie in Paris in der rue du Midi Cherche Nr. 89. Luise Hänel de Cronenthall starb, 60 Jahre alt, am 9. März 1896, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Ihr Vermächtnisverwalter war Graf Patrice Marie O'Mahony.

Artikel von Prof. Jann Pasler aus „New Grove Dictionary of Women Composers“, herausgegeben von Julie Anne Sadie und Rhian Samuel, übersetzt von Gerhard Helzel (mit geringfügigen Änderungen):

Haenel de Cronenthall, stammte aus Naumburg an der Saale* (Sachsen-Anhalt) und starb in Frankreich. Im Alter von 16 Jahren ging sie nach Paris, um dort am Konservatorium zu studieren. Sie wurde in fast jedem Bereich eine fruchtbare Komponistin, einschließ Tanzstücken, Nocturnen, Fugen und Sonaten für Klavier; ihr Werk umfaßt fünf Symphonien, ein Streichquartett und zehn Transskripionen chinesischer Musik. Einige der 22 Pianosonaten erhielten zuerst den Titel ,morceau de salon, andere waren Bearbeitungen ihrer Symphonien. Von den 96 Opuszahlen wurden 29 zwischen 1860 und 1880 veröffentlicht. Fünf sind ihren Lehrern am Konservatorium gewidmet: Auguste Franchomme, A.-J.-D. Tariot und Camille Stamaty, aber die meisten sind Familienmitgliedern gewidmet, eine Kreuzung der sozialpolitischen und militärischen Elite Deutschlands, Rußlands und der Niederlande. Bis zum Jahr 1870 waren offenbar 16 ihrer Werke in Orchesterbearbeitungen am Théâtre du Champs-Elysées und in verschiedenen Konzerten und Sälen in Frankreich und Deutschland aufgeführt worden.

Viele ihrer Werke haben das Landleben zum Thema, besonders die frühen: die erste Sonate ,Bonheur pastoral’ (Ländliches Glück) schließt ein Hirtenlied ein, ein Erntelied und ein ,Bauern-Rondo’; die erste Symphonie ,La cinquantaine villageoise’, welche eine ländliche Hochzeit schildert, endet mit einem Rondo. Außer den Fugen besitzen alle Symphonien charakteristische Titel. Die Sonate Nr. 15 z. B., zuerst ,Appassionata’, später ,La pathétique’ genannt, trotz der Tatsache daß ihre Form eher an Schumann als an Beethoven erinnert beginnt mit einem Fantasie-Adagio (eher als einem Sonaten-Allegro) hat den Untertitel ,Doleur’ (Schmerz), und geht mit einem Scherzo-Satz weiter, genannt ,Espoir’ (Hoffnung), und endet mit einem Finale ,Allégresse’.

Die chinesischen Transskriptionen, gewidmet Diplomaten, welche für den chinesischen Pavillon bei der Pariser Weltausstellung vn 1867 zuständig waren, und einem Verwandten bei der holländischen Marine, sind vielleicht ihr interessantestes Werk. Die Originalmusik stammt von einer Ode von 860 v.Chr.G. und einer confucianischen Weise zu einem Tee-Lied aus dem 18. Jahrhundert, welche von einem Kaiser komponiert wurde, zwei Tänzen, ein Hirtenlied und ein Trinklied im Western-Stil. Einige von ihnen verwenden pentatonische Skalen auf den weißen Tasten über Serien von parallelen Quinten und haben gewundene Linien, welche Debussys musikalische Ausschmückung vorwegnehmen. Diese Stücke, für welche sie eine Medaille erhielt, wurden während der Ausstellung jeden Tag aufgeführt.

* Der Geburtsort und das Herkunftsland sind bei Sadie/Samuel falsch angegeben und die Geburts- und Sterbedaten nur ungenau.
Die Schreibung ist wohl richtig mit zwei l (Cronenthall), aber in deutschen Lexika falsch mit nur einem (z. B. Tongers Lexikon der Tonkunst; Frank-Altmann).

 

Werkverzeichnis, neu erarbeitet:

(Die mit (B) bezeichneten Werke befinden sich als Drucke in Berlin, Sammlung Preußischer Kulturbesitz.)

op. 1 1re Nocturne, à ma mère (1r Morceau de Salon);

op. 2 Claudia (1re Polka Mazourka);

op. 3 Bonheur pastoral, Ländliches Glück (Morceau de salon no. l; Sonata no. 1), (Naumburg und Paris, 1862):

- No. 1. Invocation et chant des Bergers partant avec leurs troupeaux- Lobgesang der Hirten, mit ihren Herden auf die Weide ziehend.
- No. 2. Chanson des Moissoneurs - Schnitterlied.
- No. 3. Ronde de Paysans - Fröhlicher Tanz beim Erntefest.

op. 4 Regrets et Souvenirs (B), 2. Nocturne p. piano (Naumburg und Paris, 1860) (B).

op. 5 La simplicité, 2r Morceau de Salon, à mon Oncle, Mr. Karl Klemm, Conseillieur de Justice à Leipzig;

op. 6 Rosina, 1. Varsovienne no. 1, p. piano (B).

op. 7 3e Morceau de Salon, au célèbre Franchomme, Professeur au Conservatoire Impérial de France, par son élève.

op. 8 La Naumbourgeoise (Naumburger Walzer), 1re Valse.

op. 9 Fantaisie-Andante.

op. 10 La cinquantaine villageoise (Die Goldene Bauernhochzeit), Episode en cinq scènes de la vie de Campagne, 4e Morceau de Salon:

- No. 1. Les Mariés et leurs amis se rendent à l’Église - Die Brautleute und deren Freunde begeben sich zur Kirche.
- No. 2. À l’Église, cérémonie du Mariage - Die Trauung.
- No. 3. On retourne à la maison des mariés - Sie kehren nach der Wohnung der Brautleute zurück.
- No. 4. Les mariés dansent un Menuet - Die Brautleute tanzen ein Menuett.
- No. 5. Ronde joyeuse de tous les villageois - Rundtanz der Bauern.

op. 11 Josepha (Varsovienne no. 2), à Mr. Tariot, Prof. au Conservatiore Imp. de France, par son élève.

op. 12 Thème et variations.

op. 13 3e Nocturne.

op. 14 Le Bürgergarten de Naumburg (Le jardin des bourgeois, Polka no.1), (1860).

op. 15 La chute du livre, 5e morceau de salon, à mon Oncle, monsieur le chevalier de Laengrich, Ancien Conseiller de S. M. lEmpereur de Russie.

op. 16 Souvenir de pays natal, Valse de concert, à mon Père.

op. 17 Fantaisie sur un Thème de lAuteur, à Madame la C.sse de Hohenfels.

op. 18 Vieux Style, 6e Morceau de Salon.

op. 19 Lodoïska, 2e Polka.

op. 20 Alla Fantasia, 7e Morceau de Salon, à Mr. Tariot, Prof. au Conservatiore Imp. de France, par son élève.

op. 21 Marche de Potiron.

op. 22 La Fantastique, 8e Morceau de Salon, à Madame la H.nne de Keutell.

op. 23 Acica, 3e Valse, à Madame Félicie Jourdeuil.

op. 24 La gentillette (Polka no.3), à Madame Harang (1861).

op. 25 1r Morceau de Salon, pour Piano et Violoncello.

op. 26 La belle Hongroise (2e Polka Mazourka).

op. 27 La Poetique, Fantaisie, à ma sœur Thérèse.

op.28 Une partie de chasse, Eine Jagdpartie, (Morceau de Salon no.9, Sonata no.9), à Mr. Camille Stamaty, par son élève (Naumburg und Paris, 1861):

- No. 1. Départ et chasse - Unterwegs und auf der Jagd.
- No. 2. Chœur des Chasseurs - Chor der Jäger.
- No. 3. Propos et badinage en revenant de la chasse - Lustiges Geschwätz bei der Rückkehr.

op.29 Frantziska, Valse pour le piano no. 4 (B), à Mme Alfred de Beauchesne.

op. 30 Vergissmeinnicht (Ne moublie pas), 4e Polka.

op. 31 3e Nocturne, Dédicace posthume à un jeune virtuose (Valse no.5.

op. 32 Tarentelle.

op. 33 Leoncia. Inspiration classique, 10e Morceau de Salon, à Madame la C.sse de Gemeaux.

op. 34 Dorothea (Valse no.5), (1867).

op. 35 Souvenir de Mittweyda. 11e Morceau de Salon.

op. 36 Cantique à 3 voix.

op. 37 2e Morceau de Salon pour Piano et Violoncello, à Mr. Seyffarth.

op. 38 (Jonquille, gavotte, (1878)?; / Ariette varié.

op. 39 Le val des roses (Valse no.6), Das Rosenthal, op.39 (1860), à Madame C. Stamaty.

op. 40 Salut au Printemps, Frühlingsgruß, 12 Morceaux de Salon pour le piano, Sonata no. 12 (1860) (B). À M.elle Anna de Beauchesne. Auf CD erhältlich.

- No. 1. Plaisir qu’on ressent en voyant la campagne se couvrir de verdure et de fleurs - Freudige Empfindung beim Anblick der grünenden Natur.
- No. 2. Contemplation - Andächtige Betrachtung.
- No. 3. Joyeux refrains inspirés par un bon soleil de Mai - Heitere Frühlingsklänge, durch eine belebende Maisonne angeregt.

op. 41 Alwine, 7e Valse.

op. 42 Filius dolorosus (Nocturne no.5), (Naumburg und Paris, 1861).

op. 43 Musettes gasconnes en forme de rondos, (Naumburg, 1862).

op. 44 Zufriedenheit (Satisfaction; Morceau de salon no. 13; Sonata no. 13), (Naumburg und Paris, 1862).

op. 48 La pathétique (Sonata no.15), (1870).

op. 60 La source, impromptu, (1869).

op. 65 Fleurs de mai, bagatelles, (1870).

op. 68 La chanson du thé (18. Jh., Kaiser Chien-lung), Chinesische Transcrs. (arr. pf.) (1867).

op. 69 Le chalumeau de Niou-Va, Chinesische Transcrs. (arr. pf.) (1867);

op. 73 La tasse d’or, Chinesische Transcrs. (1867).

op. 75 La vie en rose (Polka no.5), (1869).

op. 96 Les voix de la mer, andante (1874).

- La grande tournante, danse chinoise (1867).

- La descente de l’hirondelle, Chinesische Transcrs. (1867).

- La danse des plumes, Chinesische Transcrs. (1869).

- Antonia (Mazurka no.3) (1879).

- L’allarine, impromptu (1880).

Sowie 5 Symphonien (s. oben).

 

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