Theologische Fragen
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Neu: Fälschungen bei Bibelübersetzungen

Inhalt


Tempel in Jerusalem

Weltbild der Bibel

PT: Jehovas Palast und Thron
S1: dessen Stützbalken
H: 7 Himmel mit Himmelsgewölbe
N: Nabelberg
UF: Urflut
E: Erde
S2: Stützpfeiler der Erde
UW: Unterwelt

Theologie

Theologie: Im antiken Sinne ist Theologie die Lehre von den Göttern. Da wir hierbei im Gegensatz zur exakten Wissenschaft auf Vermutungen angewiesen sind, gibt es verschiedene Glaubensrichtungen. Das Wort ,Glauben’ ist die Übersetzung von fides oder πίστις, was ,Treue’ bedeutet. Die kirchliche Deutung ,Glauben heißt Vertrauen’ bedeutet, daß wir eine gewisse geistige Haltung vertrauensvoll bewahren müssen. Sie wird jedoch zweckentfremdet, wenn sie zur Autosuggestion führt. Beide Versuche, Religion auszuüben, sind nur soweit gut, wie am Ende etwas Gutes herauskommt. Die Suggestion führt dazu, daß irgendwelche gottesdienstliche Handlungen oder Dogmen gefordert werden, die gar nicht zweckdienlich sind, sondern nur aus mangelnder Bildung gewünscht werden.

Durch Verbot der heidnischen Kulte 392 durch Kaiser Theodosius und Erklärung des Christentums zur Staatsreligion wurde der Begriff auf den christlichen Gott allein eingeschränkt. Dieser sog. ,Monotheismus’ wurde gewaltsam eingeführt.

Die Theologie wird verschieden ausgelegt. Man kann verschiedene Glauben unterscheiden:
Deismus: Gott schuf die Welt, greift aber nicht ein, und es gibt daher auch keine Offenbarungen;
Theismus: zerfällt in: Monotheismus (nur ein Gott existiert bzw. wird als existent angenommen); Polytheismus (viele Götter existieren oder werden als existent angenommen), Henotheismus (nur ein Gott wird für eine Gruppe in Anspruch genommen, anderen aber andere Götter zugestanden); Pantheismus (Gott ist in allem enthalten, das Universum ist ein Teil der Schöpfung); Panentheismus (die Welt ist Teil eines sich entwickelnden Gottes).

Dabei kann die Leitung der Welt zweifach dual ausgelegt werden: ein Dualismus zwischen Gut und Böse kommt in der Religion des Zarathustra (awestisch Zaratuštra, griech. Ζωροάστρης) zum Ausdruck (Ahuramazdaismus). Diese Religion der Parsen sagt, daß Ahurama Mazda, der allwissende Schöpfergott, über dem Dualismus von Gut und Böse steht. Dann muß man auch darauf verweisen, daß die normale Religion meist auch den grundsätzlichen Unterschied zwischen männlich und weiblich einbezieht. Daher hat meist jeder männliche Gott einen weiblichen Partner und umgekehrt. Ausnahmen: Minerva, die als ewige Jungfrau gilt. Die Dualitätslehre wird auch bei Plato angedeutet, aber nur für Menschen, die als Halbkugeln, die zusammenpassen müssen, dargestellt werden. Die entsprechende Theorie für Götter scheint dagegen verlorengegangen zu sein. In Südamerika ist der Gegensatz männlicher - weiblicher Weltgott bei den Indios noch bedeutsam. Der männliche Schöpfergott Vivacocha steht im Gegensatz zur weiblichen Hauptgöttin Pacha Mama (Mutter Erde), welche stellenweise recht stark verehrt wird. Als Dreiheit oder gar Trinität tritt dazu der Sonnengott Inti, auch Tata Inti genannt. Auch von einem männlichen Gott Pacha Tata ist zu hören. (Die Zusätze ,Tata’ = Vati und ,Mama’ sind nicht genuin, sondern lateinisch und über die Spanier importiert.) Beim Deismus und Theismus gibt es einen Dualismus Schöpfer—Schöpfung bzw. Gott—Mensch. Der Theismus wird durch Propheten erneuert und muß, wenn Propheten nicht mehr erwünscht sind, verschwinden; er verkommt dann zu einer rein atheistischen und müden Erinnerungslehre, die an vergangene Propheten erinnert.

Die biblische Religion ist meist henotheistisch, wird dann monotheistisch: Israel verehrt einen Vatergott, der zunächst Söhne hat: Diese Söhne nahmen die Töchter der Menschen zu Frauen (Gen. [1. Mose] 6, 2: בְנֵי־הֳאֱלֹהִימ (,benej-ha elohím’ = Söhne der Götter (Gottes)). (Augustinus bemerkt die Doppeldeutigkeit: quamvis hoc in Hebraeo esse perhibeatur ambiguum, ut et filii Dei et filii deorum possit interpretari, „Obwohl sich das im Hebräischen als doppeldeutig erweist, weil man sowohl Söhne Gottes als auch Söhne der Götter übersetzen kann“, De civ. Dei 15, 23). Die Luther-Übersetzung ,Kinder Gottes’ ist falsch. Der Begriff ,eingeborener Sohn’ (filius unigenitus = einzig geborener Sohn) kommt also nur im Neuen Testament vor. Das Alte Testament will viele Gottessöhne, deren Kinder die Riesen waren (Gen. [1. Mose] 6, 4). Größenschätzung: Der Sarg des Riesenkönigs Org von Baschan war 9 Ellen lang, da könnte der König 8 Ellen = 3 bis 4 m groß gewesen sein, falls die Bibel nicht lügt, eine Elle mindestens = 0,446 m gerechnet und 1 Elle für die Sargwände abgezogen (Deut. [5. Mose] 3, 11). Wie groß müssen da erst die Gottessöhne gewesen sein, wenn sie so große Söhne hatten? Da die Menschen im Altertum deutlich kleiner waren als heute, muß die Sache lächerlich ausgesehen haben, wenn so ein Gottessohn mit seiner etwa 1,60 m großen Frau zusammen aufgetreten wäre (der Gottessohn nur so groß gerechnet wie Riese wie Org (obwohl er eigentlich größer sein müßte als ein Sohn von ihm), und die Frau mit 1,60 in ziemlich großer Statur, da die Größe von damals 1,60 m einer heutigen Frau von 1,80 bis 1,90 m entsprechen würde).

Bei 2. Samuel 7, 14 wird David als Sohn Jehovas/Jahwes (Gottes) bezeichnet, indem der Seher Nathan von Gott folgende Mitteilung für David erhält: „Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein“.

Der biblische Prophet Malachias führt schließlich die Interpretatio Graeca ein, indem er seinen Gott auf alle Völker bezieht (s.u.).

Αus dem vorher Gesagten läßt sich zeigen, daß die Bibel, die ja von den Kirchen als Maßstab für Jenseitsforschung herangezogen wird, in Wirklichkeit ein Buch ist, das sich nicht anders als ein Märchenbuch liest. Man möchte dagegen einwenden, daß ja Gott spreche. Doch ist das hiermit widerlegt.

Was die Toleranz betrifft, so ist diese in der Bibel weit geringer, als heute im allgemeinen bedacht wird. Es werden lediglich am Rande noch andere Religionen erwähnt, jedoch diese nicht richtig einbezogen.

Am Anfang des Alten Testaments wird noch Aaron, Mosis Bruder, einbezogen, der ein goldenes Kalb herstellen ließ. Dann aber wird nur noch auf die Durchgaben Mosis Rücksicht genommen. Benachbarte Religionen werden bekämpft. Beispiel: der Kampf David gegen Goliath, der aus dem benachbarten Volke der Philister stammte. Auch das grausame Ermorden der 450 Baalspriester durch Elias ist typisch für die sehr geringe Toleranz, die damals herrschte (völlige Intoleranz aber kann man nicht sagen, denn Elias ließ wenigsten die ebenfalls versammelten Aschera-Priester ungeschoren). Der toleranteste israelische König war Salomo, denn er ließ in seinem Tempel ein Standbild der Göttin Aschera aufstellen und war auch nicht mehr bereit, mit den Philistern um deren Gott Baal zu streiten, sondern ließ diese in Ruhe. „Er öffnete das Reich gegenüber anderen Kulturen und Religionen, was ihm bei anderen Völkern ein großes Ansehen verschaffte und zeitweise in der Forschung als „salomonische Aufklärung“ bezeichnet wurde. Im Talmud, im Koran und anderen späteren Überlieferungen finden sich viele Berichte über Salomo. Im Koran heißt es, daß der König Salomo die Herrschaft über die Dschinn hatte, die für ihn Schätze aus dem Meer beschafften und sogar den Tempel von Quds (d. h. Jerusalem) bauten. Er hatte einen Talisman, auf dem der wahre Name Gottes stand und mit dem er alles beherrschen konnte. Auch soll ihm von Allah die Macht über die Tiere übertragen worden sein, und er soll die Sprache der Vögel gesprochen haben“. (Wikipedia)

Auch was das NT betrifft, so ist immer nur von der jüdischen Religion die Rede, nie von den anderen. So spricht Jesus auch nur von den 12 Aposteln, welche auf 12 Stühlen sitzen werden und die zwölf Stämme Israels richten werden (Mat 19,27, siehe weiter unten unter „Wiedergeburt“). Das könnte man auch so auffassen, daß die anderen Völker nicht gerichtet werden, aber das erscheint doch nicht ganz glaubhaft. Vielmehr sollen ja alle Menschen wiedergeboren werden, andernfalls wäre die Ankündigung des zukünftigen Himmelreiches nicht verständlich.

Der Spiritismus, in der Bibel und bei Plato bei Todesstrafe verboten, war in der Antike wohl stets bekannt, doch wurde die antike Überlieferung durch die Kirche vernichtet. Er wurde im antiken Israel immer trotz drohender Todesstrafe von einer mutigen Unterschicht praktiziert. Überliefert ist die Anrufung des toten Samuel 1. Sam. 2 durch eine Wahrsagerin. Sie fällt in Trance und erkennt dadurch, daß der König Saul sie besuchte; er erfährt durch den toten Samuel, daß er am nächsten Tag sterben werde. Die Bibel will damit 1. die Inspiration durch einen Toten als wahr hinstellen, 2. zeigen, daß die durchgegebene Vorhersage nicht erlogen ist, sondern in Erfüllung geht (,positive Mehrleistung’). Jesus soll bei der ,Verklärung’ mit den verstorbenen Moses und Elias gesprochen haben (Luc. 9,30). Paulus ist in der Bibel der einzige, der die Anrufung von Geistern als besonders wichtig herausstellt (s. Paulinische Theologie). Jedoch will Paulus die Namen der Geister nicht angeben und schweigt auch darüber, und ob diese Tote oder Engel seien. Einzige Ausnahme: Apg. 16,7 heißt es: „sie versuchten, nach Bythinien zu reisen, und der Geist Jesu ließ es ihnen nicht zu.“ (ἐλθόντες δὲ κατὰ τὴν Μυσίαν ἐπείραζον εἰς τὴν Βιθυνίαν πορευθῆναι καὶ οὐκ εἴασεν αὐτοὺς τὸ πνεῦμα Ἰησοῦ - cum venissent autem in Mysiam, temptabant ire Bithyniam et non permisit eos spiritus Iesu). Da wir wissen, daß Paulus Geister rief oder rufen ließ, wäre es denkbar, daß er entweder in einer Séance Jesum befragt hatte, oder daß dieser sich selbst gemeldet hatte, wie bei dem bekannten Erlebnis, wo Paulus die Stimme Jesu hörte.

(Anm. 1: die Luther-Übersetzung hatte zunächst nur ,Geist’ unter Auslassung von ,Jesu’, was heute jedoch bereits verbessert ist.)

(Anm. 2: Ab ca. 1860 wurde es in gewissen Kreisen moderner Medialer wie Ferdinand Schneider [1835-1908] üblich, Séancen abzuhalten, bei denen auch Jesus gerufen wurde.)

In der Neuzeit wagte man ab etwa 1700 wieder über den Spiritismus zu veröffentlichen, nachdem die Verfolgung durch die Kirche nachgelassen hatte. Bekannt wurde der Pfarrer Johann Friedrich Oberlin (1740—1826), der viele Jahre lang Kontakt zu seiner verstorbenen Gattin hatte, teils im Wachzustande, teils im Traume. Besonders ein katholischer Pfarrer, Johannes Greber (1876—1944), der die Bibel neu übersetzte, war der Schöpfer des modernen Spiritismus. Er wurde von der kath. Kirche ausgeschlossen, weil er die Séancen nach Paulus wiederaufnahm, die er als wahres Christentum verteidigt ( „Nur das Christentum Christi macht uns frei.“)

Bekannt wegen spiritistischer Einflüsse sind die Oper ,Die tote Stadt’ von Erich Wolfgang Korngold und der jiddische Film ,Der Dibbuk’; Thema beider Werke ist die ,Umsessenheit’ (circumsessio), wobei der tote Ehepartner sich bei dem noch lebenden Partner medial meldet. Die Handlung endet damit, daß der lebende Partner, der nicht dem Ansinnen der Rabbiner oder Ungläubigen folgt und sich von dem Geist nicht trennt, selbst stirbt, um so mit dem Partner vereint zu sein.

Die Stoa (Stoá) ist die wichtigste Vertreterin der klassischen Religion. Sie versucht, alle Götter gleich zu bedenken, damit kein Gott Rache nehmen könne, um seine Mißachtung zu rächen, und ist besonders durch Marc Aurel hervorgetreten. Die Stoa will, daß die Menschen die Götter lieben und auch um Rat fragen. Dies wird durch Propheten (Prophet: lat. vates, griech. mantis, μάντις) besorgt. Die so geliebten Götter helfen darauf den Menschen. Anders die Epicuräer: diese denken, daß es zwar Götter gebe, die aber den Menschen nicht beistünden.

Theokratie: Diejenige Herrschaftsform, bei der ein lebender Gott auf Erden herrscht. So z. B. bei den Ägyptern, den Inka und Maia, dem chinesischen und japanischen Kaiserreich, wenn auch bei letzteren mit Einschränkungen. In der Neuzeit war der Dalai Lama noch bis vor kurzem der einzige lebende Gott, der sich auch als Staatsoberhaupt verstand. Die römischen Kaiser wurden zwar als Gott verehrt, aber im allgemeinen nur formal. Keineswegs waren sie Religionsgelehrte oder Propheten.


Die heutige KircheSeitenanfang

Die heutige Kirche ist durch Gewalt, nicht durch fromme Wundertaten aufgebaut worden. Wenn daher die Bergpredigt eine weise Hilfe gibt, so müßte die Kirche daher nach dem Abflauen dieser Gewalt gewaltig geschwächt werden. Tatsächlich wird sie seit der Reformation, als die Glaubensfreiheit langsam wieder möglich wurde, immer mehr in kleine Gruppen geteilt, aber auch in den Atheismus getrieben. So kann es daher nicht weitergehen, sagen Christen und gründen neue, noch mehr spaltende Gruppen.

Wie kommt das? Es sind keine wörtlichen Aufzeichnungen der Worte Jesu Christi vorhanden. Die Worte wurden sehr spät, erst ums Jahr 80, niedergeschrieben. Der Grund: Die frühen Christen erwarteten erst den Weltuntergang, so daß sie nichts aufschrieben. Dadurch wird auch die Nachfolge Jesu in der Bibel nur auf Petrus übertragen, aber nicht auf die Päpste, da man noch zu Petri Lebzeiten mit der Wiederkehr Jesu rechnete. Die Folge der vernachlässigten Überlieferung ist, daß das Neue Testament nun drei verschiedene, einigermaßen geschichtsbewußte Bücher und ein rein gnostisches, unwissenschaftliches Buch über Jesum enthält: die drei „Synoptischen Evangelien“ und das Evangelium nach Johannes. Aber diese Werke sind nicht von den Aposteln gleichen Namens geschrieben, sondern tragen die Bezeichnung ,nach’, griechisch κατά, lateinisch ,secundum’. Es ist bemerkenswert, daß einige Stellen sich widersprechen. So ist auch die Abschrift der einzigen überlieferten wörtlichen Aussage Jesu nicht identisch: Bei Matthaeus heißt es: ’Ηλί, ’ηλί, λαμὰ σαβαχθανί; bei Marcus: ’Ελωί, ’ελωί, λαμὰ σαβαχθανί; Beides heißt deutsch: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Es ist auch anzunehmen, daß Jesus vor Schmerz seine spirituelle Trance verlor, denn sein Ausruf zeugt davon, daß der spirituelle Kontakt offensichtlich zusammenbrach. Er reagiert so wie heutige Mediale bei einer ähnlichen, schwierigen Lage. Was Jesus aber wirklich gesagt hat, kann man nicht genau sagen, denn die beiden anderen Evangelien enthalten als ,letzte Worte Jesu’ etwas ganz anderes.

Auch ist es klar, daß die frühere Zeit die Äußerungen ihrer jeweiligen Propheten oft zu wörtlich nahm, in blinder Furcht vor Gott und ohne heutige wissenschaftliche Zweifel. Da wir heute längst wissen, daß manches in der Bibel so nicht stattfinden konnte, wie es sich angeblich zugetragen hat, können immer weniger Menschen eine sichere Ausbeute aus der Bibel und daher den Kirchenlehren herausfinden. Zudem kann die Frage, ob man eine Religion abschließen darf, nicht mehr so leicht beantwortet werden wie in Zeiten der Gewaltherrschaft der Kirche. Es stellt sich die Frage, ob a) eine antike Religion für alle Zeiten, auch wenn Irrtümer inzwischen erkannt wurden, festgeschrieben werden darf, b) ob Propheten nur dann anerkannt und in heilige Büchern wie der Bibel aufgenommen werden dürfen, wenn sie in der Antike gelebt haben, aber nicht, wenn sie z. B. heute auftreten. Ist Gott in der Bibel und Kirche eingesperrt? Muß Glaube sterilisiert sein?

Es ist klar, daß die meisten Menschen die Bibel als veraltet ansehen. Ist es da gut, wenn Theologen heute noch davon Geld erhalten dürfen, wenn sie aus der Antike Gott definieren? Oder ist nicht eine moderne Religion zeitgemäßer? So sehen viele Leute auch die Kirche als veraltet an, weil sie die Bibel allein als religiöse Richtschnur verwenden will. Wollen wir denn heute wissen, was Paulus einst von einem Geist erfuhr, als er Fragen stellte, oder wollen wir uns selbst einmal überlegen, ob wir nicht heute in der Moderne leben? Und wollen wir, daß jemand für etwas Geld erhält, das jemand anderer, der kein Geld nimmt, nicht besser ausführen könnte? Fragte Paulus einen Pastor? Oder eher einen sogenannten ,Geist’, der dann eine plausiblere, neuere Antwort gab, als es die damals schon vorhandenen Bibeltexte konnten?

So nimmt die Zahl der Kirchenaustritte immer mehr zu, die Zahl der Sekten ebenso, und schließlich auch eine gewisse materielle Grundeinstellung, die alles nur auf Geld und Erotik aufbaut. Was aber, wenn Geld Krankheiten auch nicht mehr heilen kann, wenn niemand mehr die Erotik erfüllen kann, oder wenn gar ein Leben einmal vor dem Ende steht? Dann gibt es Menschen, die sich töten. Wäre eine wirklich religiöse Kirche da, die Trost spendet, wäre das anders. Die kath. Kirche vertritt wenigstens mit Plato und den antiken besseren Philosophen die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele, welche auf dem Lateranconcil 1513 zum Dogma erhoben wurde.

Doch ist das schon genug für unsere heutige, aufgeklärte und liberal-freizügige Zeit? Es muß möglich sein, doch auch mit modernen Mitteln einen Gott, ein Jenseits, zu beweisen, ohne nur die Antike ansehen zu wollen. Und wenn das Kirche wäre, würde die Welle der Austritte abflachen. Dazu müßte die evang. Kirche ihre sehr skeptische, unnötig irdische Haltung bedenken. Sie vertritt heute häufig die sog. Ganztodtheorie (s. u.), womit ihre Aufgabe, Menschen Trost zu spenden, gewaltige Einbußen erlitt.


Die BibelSeitenanfang

Die Bibel ist ursprünglich nur das heilige Buch der Juden und enthielt im wesentlichen nur das Alte Testament. Darin ist die Geschichte des Volkes Israel aufgezeichnet, außerdem das immerwährende Eingreifen des Gottes Jahwe (Jehova) durch seine Propheten, die ihn und sein Wirken auf Erden verkünden. Die Propheten sind alle verschieden, hoffen aber alle darauf, daß ihr Volk von Jehova gefördert und ihr Staat erhalten werde. Doch ist das in der Antike nicht gelungen. Sie wurden von Ägypten, Babylonien und Assyrien schon in der Antike deportiert und schließlich ihr Staat unter den Römern aufgelöst, wobei sie in alle Richtungen zerstreut wurden. — Die Prophetie wurde durch Jesum geändert, indem er sagte, er sei Jehovas Sohn, sehr ähnlich zu anderen Religionen, die auch lebende Gottessöhne kennen. Dies wurde aber nicht immer geglaubt, so daß Jesus wegen Blasphemie gekreuzigt wurde. Er wollte, anders als im Alten Testament, Gott nicht auf Erden, sondern im Himmel, erwartet einen drohenden, ziemlich nahen (aber ungeheuer ungenau vorhergesagten [„in dieser Generation“]) Weltuntergang. Sein Auftreten, seine Lehre und sein Leben bis zu seinem Wiederabtreten (Himmelfahrt) wird geschildert im von den Christen angefügten neuen Teil der Bibel, dem Neuen Testament. Es besteht aus mehreren Teilen, die teils eine ähnliche, aber vielfach abweichende Erzählung bieten, besonders von Wundertaten, Predigten und Verkündigungen. Die wundersame Auferstehung Jesu soll eine große Glaubensstärkung herstellen. Der Rabbi hat keine Frau. So ist das Neue Testament sehr stark leibfeindlich. Zwar wird die Wiederherstellung des Leibes im Jenseits angenommen, doch ohne rechte Aufklärung darüber, ob dann Erotik möglich wäre. Der Koran enthält dagegen solche Stellen, die eine Andeutung des partnerschaftlichen Lebens erwähnen: „Die da glauben an unsere Zeichen und Muslime sind: »Tretet ein ins Paradies, ihr und eure Gattinnen, in Freuden«.“ Im Christentum und Islam gilt Jesus als Messias.
Insgesamt ist die Bibel patriarchalisch, außer bei Salomo. Sie ist unerotisch, sieht im Sex kein transcendentales Mittel; nur Salomo ist da irdisch. Er zweifelt am Weiterleben nach dem Tode (Prediger Salomo 19-22), dafür will er die üppigsten Frauen (s. im ,Hohelied’, wo es Liebesgedichte gibt).

Daß die Toten „schliefen“, wird von Jesu nicht gesagt, sondern daß sie leben: sie sind „im Himmel“ oder bei Gott. Jesus äußert, das Alte Testament zitierend: „Gott sagt: »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.“ (Mt 22,32). Auch bei der Kreuzigung verspricht er dem mitgekreuzigten Barnabas: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ (Lc 23,43).

Wie es ihnen dort allerdings geht, das ist eine andere Frage: die einen haben es offenbar besser als die anderen: „Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen.“ (Lc 13,28).

Probleme der Kirche: Durch die Reformation wurde die mächtige Kirche so geändert, daß sie keine Alleinvertretung mehr beanspruchen kann. Sie muß nun sehen, wie immer mehr Sekten entstehen, die ihnen Gläubige wegnehmen, kann aber kaum etwas daran ändern, da ihr Fundament, die Bibel, keine wissenschaftlich geprüfte, sondern schwer prüfbare Grundlage darstellt. Auch wird die moderne Welt immer globaler, d. h. sie wächst immer mehr zusammen. Dadruch wächst auch die Verständigung zwischen den veschiedenen Religionen.

Ihr größtes Problem: Die Liberalisierung im Bereiche der Sexualität. Früher war Sexualität nur in der Ehe möglich, welche die Kirche besiegeln mußte, wodurch sie große Macht auf die Leute ausübte. Heute ist es ganz normal, auch ohne Ehe sexuelle Kontakte zu haben, so daß die Macht der Kirche ohne Zweifel auch ohne religiöse Konkurrenz schwindet. Auch die marxistische Idee und sonstige atheistische Einflüsse, die die Kirche letztlich nur noch als ,atheistische Gedächtnisreligion’ (so in der ZDF-Sendung ,literarisches Quartett’ bezeichnet von Volker Panzer) erscheinen lassen, geben ihr gewaltige Fragen auf.

Die katholische Kirche will, noch dazu bei der heutigen frauenfreundlichen Umgebung, am Verbot der Priesterinnen und am Cölibat festhalten, obwohl das verfassungsfeindlich ist. Aber da immer weniger junge Männer das Cölibat möchten, geht der kath. Kirche auf die Dauer der Priesternachwuchs aus. Es ist sowieso peinlich, wenn einzelne Priester oder Laien unter Gewissensnot leiden, weil sie in der Jugend, noch unter der alten, strengen sexualfeindlichen Erziehung, für ihre Kirche auf eine Frau verzichteten, aber in späteren Jahren ihren Irrtum erkannten und dann nicht recht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Es ist zwar gar nicht gesagt, daß Ehe zum großen Glück führen müsse, aber Einsamkeit und sexuelle Not kann auch zur Entmenschlichung des Menschen führen, indem dieser sein Leben als Qual empfindet (Beispiel: Kirkegaard, der sagte, sein Leben sei eine ,einzige Quälerei’ gewesen). Das Quälen von Tieren ist von der Gesellschaft vor nicht allzu langer Zeit eingeschränkt und sanktioniert worden, aber das Quälen von Menschen ist im staatlichen Bereich, was das Erziehungsrecht der Eltern anbelangt, noch hoffähig, indem die alte gnostische Leibfeindlichkeit (s. Gnosis) immer weiter wirkt. Es wurde z. B. in dem „Lehrbuch der kath. Religion“, Oldenbourg-Verlag, 10. Aufl. ca. 1910, die bloße Begegnung mit einem Menschen schon als Todsünde angesehen, wenn Sexualität dabei nur durch „Gedanken, Begierden, Blicke“ etc. erlebt würde (dort S. 125).

Der Begriff „Himmelfahrt“ (lat. ascensio) war in der Antike ein sog. ,Topos’ und ist den Persern (Mithras), Griechen (Hercules) und Römern (Romulus) bereits bekannt gewesen: Bei Livius 1,16 und Plutarch (Rom. 28,36) wird davon gesprochen, daß der Staatsgründer Romulus entrückt und in den Himmel gehoben wurde. Man nahm an, daß es sich für Heroen ziemte, daß sie zu ihren himmlischen Vätern zurückkehrten. Dadurch wurden sie bald als Halbgötter, bald als Götter verehrt. Bei den Römern wurde die Himmelfahrt für ihren König Romulus, der von Mars in den Himmel aufgenommen wurde, und bei Griechen und Römern für Hercules, der auch bei den Göttern dabeisein durfte, behauptet. Auch im Judentum kommt die Himmelfahrt vor (Moses, Assumptio Mosis, eine apokalyptische Schrift aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., und Elias, 2 Reges 2,1). Sie wurde dann nach dem alttestamentlichen und griechischen Vorbild im Neuen Testament für Jesum übernommen, ebenso im Koran (Himmelfahrt Mohammeds in Jerusalem).

Die Himmelfahrt ist naturwissenschaftlich unmöglich, denn eine hochschwebende Person würde erfrieren. Der Glaube an sie kommt dadurch zustande, daß die Alten die Erde als oben durch Schalen aufgebaut, in denen die Götter wohnten, von unten durch Höhlen, in denen die Toten wohnten, dachten (Ptolemäisches oder geozentrisches Weltbild). Dieses Weltbild basiert auf dem sumerisch-babylonische Weltbild, welches in sieben Himmelssphären und wohl auch sieben unterirdische Kavernen aufgeteilt war. Es wurde von den benachbarten Griechen und dann auch Römern übernommen. Daß die Lehre vom heliozentrischen Weltbild bereits 500 Jahre vor dem NT von Anaxagoras (geb. 499 v. Chr. G.) und Eratosthenes 200 Jahre später aufgestellt wurde, hat die Kirche damals nicht verstanden und wurde auch niemals durch die Inspiration durchgegeben - andernfalls finge das pater noster nicht an mit „Unser Vater in den Himmeln“ (nicht: im Himmel !). Es müßte, wenn unser heutiger Wissensstand berücksichtigt würde, eigentlich anfangen mit z. B. pater noster, qui es in altero mundo (oder in mundo, quem non videmus..) = „Unser Vater in der Anderswelt oder in der Welt, die wir nicht sehen“.

Verwandt mit der Himmelfahrt ist die „Entrückung“, ebenso ein antiker ,Topos’. Er findet sich schon bei Homer bei der Entrückung der Iphigenia und des Paris. Im Alten Testament kommt sie erstmals vor Gen. 5,24: „Und dieweil er (Henoch) ein göttliches Leben führte, nahm ihn Gott hinweg, und er ward nicht mehr gesehen.“ Im NT schreibt dazu Paulus (1Thes 4,17): „Danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“


Der KoranSeitenanfang

Der Koran (,Rezitation’) ist das heilige Buch des Islam (wörtlich: ,Frieden’), welches dem Propheten Mohammed (um 600 n. Chr. G.) in der Höhle des Berges Hira nahe Mekka gegeben wurde. Er ist zwar von Gott, auf arabisch Allah, gesandt, wurde Mohammed aber nicht direkt von diesem, sondern vom Erzengel Gabriel diktiert. Seine Aufgabe: die Stämme der Araber zu einen. Sie sollen nicht Götter und besonders nicht Göttinnen anbeten, sondern nur den Gott Allah. Der Wortlaut des Korans ist sehr blumig, aber durchaus lesenswert. Goethe schrieb über ihn: „Der Stil des Korans ist seinem Inhalt und Zweck gemäß streng, groß, furchtbar, stellenweise wahrhaft erhaben.“

Der Koran unterscheidet sich vom Judentum, indem Gott nicht länger das Alte Testament vorschreibt, sondern den Koran als neue Richtschnuer gegeben hat; aber dennoch werden manche Teile übernommen:

a) Die Vielweiberei (wie Jakob im Alten Testament kann ein Muslim bis zu vier Frauen haben),

b) die patriarchalische Religion, indem die Frau nicht gleichberechtigt zum Manne ist,

c) die monotheistische Lehre, aber in bestimmterer und nicht nur für die eigene Stammesgesellschaft gültiger Weise.


Die WiedergeburtSeitenanfang

Die Lehre von der Wiedergeburt (Reincarnation, von incarnatio [Fleischwerdung] und re- [wieder]) und der damit verbundenen Seelenwanderung (metemphychosis, μετεμψύχωσις) bedeutet, daß wir viele irdische Leben haben können. Im Abendland hat sie als erster uns bekannter Gelehrter Pythagoras vertreten, sie ist aber sicher schon vorher und wohl teilweise auch in anderen Kulturen vorgekommen. So wissen wir, daß der Widersacher Jesu, der Oberpriester Kaiphas, an sie glaubte, wie Beigaben in seinem neu entdeckten Grab zeigen. Auch die Pharisäer (deren Oberpriester Kaiphas war) und auch Jesus glaubten daran, letzterer nahm allerdings den baldigen Weltuntergang an, wodurch die Wiedergeburt aufhören solle. Der größte römische Dichter Vergilius (Hades-Erzählung in der Aeneis) und die deutsche Klassik (Schiller und Goethe) sind von ihr überzeugt.

Sie wird von den meisten heutigen Menschen heute nicht mehr so radikal abgelehnt, wie die großen Kirchen es tun. Sie kommt auch in der Bibel zweimal vor. Manche Theologen wissen das allerdings nicht, weil sie die Bibel nicht so genau kennen.

Die gewöhnliche Bedeutung des Begriffes Wiedergeburt:

Es wird sowohl im Alten als auch im Neuen Testament auf die Wiederkunft von Propheten hingewiesen: Mal. 4, 5 (3, 23): „Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn.“ Daher fragen die Apostel nach der sog. ,transfiguratio’: „Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elia müsse zuvor (bevor Jesus aufersteht) kommen?“ Jesus antwortete: …  „Doch ich sage euch, es ist Elia schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben an ihm getan, was sie wollten.“ … Und die Bibel fährt fort: „Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.“ (Matth. 17, 10 ff)

So hat sich Jesus also positiv zur Reinkarnation geäußert. Auch sagt er bei Joh. 3, 7 : Δεῖ ὑμᾶς γεννηθῆναι ἄνωθεν. = „Oportet vos nasci denuo.“ (Ihr müßt wiedergeboren werden.)

Daß Jesus übrigens an den Weltuntergang noch zu Lebzeiten der Apostel glaubt, ist der Grund, daß die Reinkarnation im weiteren Verlauf seiner (überlieferten) Lehre keine Rolle spielt. Die Christen, die am Anfang ebenfalls den Weltuntergang erwarteten, wollten deswegen die Lehre von der Wiedergeburt verbieten. Mit der Annahme einer erneuten Wiedergeburt wäre natürlich Jesus als ,Heiland’ nicht so wichtig, da dann erst im nächsten Leben das Verlassen der Kreisläufe von Tod und Wiedergeburg möglich wäre. Dabei wäre die Möglichkeit, die Lehren Jesu zu befolgen, um den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen, eine weitere, damit dann vielleicht christliche Möglichkeit.

Die Wiedergeburt im Jenseits (Astralleib):

Der Tod des Körpers ist nach Jesu Worten nicht zu fürchten: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und die Seele nicht können töten.“ (Matth. 10, 28).

Die übersinnliche Welt ist das Eigentliche, das Jesus erwartet, wenn er zu den Jüngern spricht. Diese können die jenseitige Welt, wo sie dann die 12 Stämme Israels richten werden, noch nicht sehen, aber sollen sie erwarten: „Ihr…werdet in der Wiedergeburt, … auch sitzen auf 12 Stühlen und richten die zwölf Geschlechter Israels.“ ὁ δὲ Ἰησοῦς εἶπεν αὐτοῖς· ἀμὴν λέγω ὑμῖν ὅτι ὑμεῖς οἱ ἀκολουθήσαντες μοι ἐν τῇ παλιγγενεσίᾳ, ὅταν καθίσῃ ὁ υἱὸς τοῦ ἀνθρώπου ἐπὶ θρόνου δόξης αὐτοῦ, καθήσεσθε καὶ ὑμεῖς ἐπὶ δώδεκα θρόνους κρίνοντες τὰς δώδεκα φυλὰς τοῦ Ἰσραήλ. (Mat 19,27). Sie werden also offenbar nicht ohne Materie (Stühle!) im Jenseits sein, wie ja auch die Spiritisten glauben. Freilich ist der Begriff „Wiedergeburt“ hier nicht wie oben eine Reinkarnation, sondern eine jenseitige, also mit den „Scheinleibern“ zu erlebende Welt.

Die Stelle wird erklärt (z. B. bei Thomas Aquinas [von Aquin], De spiritualibus creaturis [Über die Geistwesen]), indem die Verstorbenen im Jenseits wieder alle Körperteile haben, daher lat. „regeneratio“ = „Wiedererzeugung der (verwesten) Körperteile“. Sie hat nichts zu tun mit der oben bei der ,transfiguratio’ erwähnten üblichen Definition der Wiedergeburt, die ja nicht bloß von den Indern, sondern auch besonders den Griechen (Plato, Pythagoras) und nach diesen von Schiller und Goethe bejaht wird. Die Pythagoreer kennen den Begriff der „Seelenwanderung“ (metempsychosis), der ohne Begründung von Tertullianus (De anim. 34) verworfen wird.

Wiedergeburt als Umschreibung:

„Wiedergeburt“ bedeutet drittens bei Johannes, als einem Gnostiker, in etwas mystischer oder übertragener Bedeutung die Erkenntnis der Botschaft Jesu, die ja auf die jenseitige und nicht diesseitige Welt ausgerichtet ist. Diese ist in Angleichung an die Religion der Kybele (Mater Magna) dem Geschlechtlichen abgeneigt (z. B. Andeutung der freiwilligen Kastration Matth. 19, 12 und Festhalten an der Ehelosigkeit des Gottes Jahweh/Jehova). Die leibfeindliche, also daher die Wiedergeburt nicht gutheißende Gnosis lehrt: „Es erkenne der Weise, daß er unsterblich ist, und die Liebe zum Körper der Grund für den Tod (ist)“ (Hermes Trismegistos Poemandri 18).

„Wiedergeburt“ bedeutet also im Neuen Testament bei den Synoptikern mal den konkreten Fall der diesseitigen Reinkarnation, mal eine jenseitige Wiedererschaffung, und schließlich bei Johannes durch Annahme der christlichen Botschaft die Bereitschaft, ein neuer Mensch zu werden.

Der römische Nationaldichter Vergilius betont die Wiedergeburt in seiner großen Dichtung ,Aeneis’:

„Wenn dann das Rad der Geschichte um tausend Jahre gelaufen,
ruft sie (die Jammergestalten) in mächtigen Scharen ein Gott zum Strome der Lethe,
Daß sie erinnerungslos erneut das Gewölbe des Himmels
Schau’n und wieder zurück in Körper zu wandern beginnen...“

«Has omnîs (corporeas pestes), ubi mille rotam volvêre per annos,
Laetheum ad fluvium deus evocat agmine magno,
scilicet immemores supera ut convexa revisant
rursus, et
incipiant in corpora velle reverti(Vergilius, Aeneis, 6, 747)

Plato hat in seinem Buche ,Res publica’ (,Staat’) in seinem Er-Mythos den Grundstock zur modernen Lehre der Wiederverkörperung gelegt. In seiner Pränataltheorie erklärt er, daß man vor der Geburt sich die Einzelheiten seines zukünftigen Erdenlebens voraus wählt (Plato R. p. X 617 d):
„Eintägige Seelen! (= Seelen mit vergänglichem Körper!) Es beginnt mit euch eine andere, mit dem Tod endende Periode des sterblichen Geschlechts. Keine Göttlichkeit wird für euch das Los werfen, sondern ihr müßt eure eigene Gottheit wählen. Sobald einer gelost hat, so wähle er sich eine Lebensbahn, womit er nach dem Gesetze der Notwendigkeit verbunden bleiben wird...“ (Griechisch: Ψυχαὶ ἐφήμεροι, ἀρχὴ ἂλλης περιόδου θνητοῦ γένους θανατηφόρου. Οὐχ ὑμᾶς δαίμων λήξεται, ἀλλ’ ὑμεῖς δαίμονα αἱρήσεσθε. Πρῶτος δ’ ὁ λαχών πρῶτος αἱρείσθω βίον ᾧ συνέσται ἐξ ἀνάγκης.)
Anmerkung: ,Gottheit’ hier in der Übersetzung für griech. ,daemon’ gewählt, jedoch wäre wohl auch die Übersetzung ,Schutzgeist’, ,Genius’ möglich, was dem christlichen Schutzengel entspricht.

Der Begriff des Schutzengels wird angedeutet bei Matth. 18,10:

„Seht zu, daß ihr nicht einen von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel in den Himmeln sehen allezeit das Angesicht meines Vaters in den Himmeln.“

(Ὁρᾶτε μὴ καταφρονήσητε ἑνὸς τῶν μικρῶν τούτων· λέγω γὰρ ὑμῖν ὅτι οἱ ἄγγελοι αὐτῶν ἐν οὐρανοῖς διὰ παντὸς βλέπουσι τὸ πρόσωπον τοῦ Πατρός μου τοῦ ἐν οὐρανοῖς.)

Nach Platos Lehre von den Perioden der Inkarnation ist man an manchem, was einem im Leben ungeschickt oder falsch erscheint, eigentlich selbst mit schuld, weil man es sich ja selbst vorgenommen hatte.
Verwandt zu dieser Pränataltheorie ist die Lehre von der Prädestination (Vorherbestimmung des Menschen durch Gott). Sie wird von evangelischen und katholischen Christen unterschiedlich gesehen. Es geht um den Streit, ob man selbst durch gute Werke etwas zu seinem Heil beitragen soll, oder ob man sola fide (durch bloßen Glauben) ein guter Christ sei. Luther hat in seiner Bibelübersetzung in Römer 3,28 falsch das Wort ,allein’ eingefügt. Dies steht z. B. im Widerspruch mit der Auffassung des Jakobusbriefes: „So seht ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein“ (Jac 2,24). Freilich ist es so, daß wir dann, wenn wir die Luthersche Lehre (sola fide) bedenken, doch sagen müssen, daß wir uns dann nicht sonderlich bemühen müßten, etwas für Gott zu tun, sondern willkürlich von Gott auserwählt wären. Das scheint mir nicht so. Auch der Koran bestätigt die Stelle bei Jakobus: „Wahrlich, Wir haben den Menschen in schönstem Ebenmaß erschaffen, dann kehrten Wir ihn zum Untersten des Unteren zurück, außer denen, die glauben und gute Werke tun; denn ihrer ist unendlicher Lohn.“ (Sure 95, 4)

Die Kirche sowie Muslime glauben an die ,Singularitätslehre’, nach der jeder Mensch nur ein Leben hat.

Hyperexaltation: Übertreibung von Propheten (entweder über sich selbst, über Wertebegriffe oder über angebliche Ereignisse), die dem Nicht-Gläubigen übersteigert vorkommt: z. B. die Mär vom bevorstehenden Weltuntergang, die von Jesus und Johannes dem Täufer, wobei in Wirklichkeit statt des Weltunterganges damals der jüdischen Staat zerstört wurde und Johannes sterben mußte; oder die der Gleichsetzung Jesu mit Jehova oder dem Weltgott, wobei er für uns (nachprüfbar) eigentlich nur berühmt wird. Sie ist entweder eine mantische Fehlkalkulation oder richtig, dann aber würde sie uns erst nach unserem Tode richtig bewußt und bewiesen werden; da sich aber manche Hyperexaltationen widersprechen, so können nicht alle als richtig erwartet werden, wenn wir eine solche Prüfung dereinst im Jenseits werden vornehmen können. Vielmehr ist zu befürchten, daß Aussagen sich nicht nur widersprechen, sondern viele Gläubige erstaunen werden, was sie im Jenseits wirklich erwartet. Die unnaturwissenschaftlichen Stellen in religiösen Schriften (z. B. Beschriftung von Steintafeln durch Gott selbst im Alten Testament) kann entweder als direkter Betrug oder eine ganz wichtigtuerische Hyperexaltation gedeutet werden. Die Theorie von der Hyperexaltation bedeutet nicht, daß die Propheten lügen müssen, wenn sie sich sehr loben, sondern daß sie an manchen Stellen oder möglicherweise lügen, unabhängig davon, ob sie das absichtlich oder durch die Inspiration veranlaßt tun. Besonders die Behauptung „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ bei Marc. 28,18 gehört dazu, da die anderen Religionen die Allmacht Gottes anerkennen wollen und nicht eines Menschen, sei es, daß er es behauptet oder auch nicht. Daß die Inspiration lügt, ist für uns nachprüfbar z. B. bei Matth 15, wo Jesus die Vorschrift, sich vor dem Essen die Hände zu waschen, absichtlich übertritt, mit der Begründung: „Was zum Munde eingeht, das verunreinigt den Menschen nicht; sondern was aus dem Munde herauskommt...“ So kann man hier sehen, wie hier die Inspiration bei Jesu nicht klappt, weil sie ja überhaupt nicht auf die Gefahren von Bakterien und Viren hinweist, die an den Händen haften könnten. Die alte Inspiration durch Moses, die Händewaschen vor dem Essen verlangt, war hingegen hier richtig! Daneben kann man Widersprüche besonders der Lehre Jesu nicht leicht einordnen; so ein wichtiger Widerspruch ist die Forderung Jesu, es dürfe kein winziger Teil (iota et apex) vom jüdischen Gesetz vernachlässigt werden, bis die Welt untergehe (Matth. 5, 18), und den von Jesu gepredigten neuen Geboten.

Der sog. Weltuntergang wurde auch von heidnischen Propheten vorausgesagt. Kurt Latte schreibt in der Realencyclopädie von Pauly-Wissowa unter ,Orakel’ Spalte 864: „Die Masse der Schwindelpropheten, die den nahen Weltuntergang vorhersagen, ist sehr groß gewesen, Seneca (vit. Beat. 26, 8) schildert ihr Treiben im l. Jhdt. anschaulich, Celsus (Orig. in Cels. VII 9) im 2.; einen, der in Rom das Ende aller Dinge verkündete und zum Erweise als Storch von einem Baume auffliegen sollte, hat Kaiser Marcus begnadigt, als er den Schwindel eingestand (Hirt. Aug. Mars. 13, 6); auf die Dauer hat er trotz aller Milde eingreifen müssen: Si quis aliquid fecerit, quo leues homines animi superstitione numinis terrentur, Divus Marcus huiusmodi homines in insulam relegari rescripsit (Dig. XLVII l9, 30, vgl. Paul, sent. V 21, 2).“ (Deutsch: Wenn jemand etwas gemacht hatte, wodurch leichtgläubige Menschen durch ihren Aberglauben erschreickt wurden, hat der göttliche Marcus diese Art Menschen auf eine Insel verbannt.)


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Unter Gott allgemein versteht man die Leitung der Welt; bemerkbar abhängig vom Beobachter. Er wird in der Bibel verschieden dargestellt. Er zeigt dort menschliche Züge, doch ohne die Begierde zu einer weiblichen Ergänzung. Ausnahme: Elephantine, wo er eine Partnerin hatte. Durch die Gewalt Konstantins d. Gr. wurde die jüdisch-christliche Eingottlehre Staatsreligion. Sie verdrängte in Europa bald alle anderen Religionen.

Der Name des  israelisch-jüdischen Gottes Jahwe (וההי) kann aus einer u. a. auf den aramäischen Papyri und Ostraca von Elephantine nachweisbaren Form Jahu/o bzw. Jehō (ה/יהן), coptisch Jeû (’Ιεου), in mehreren Varianten transkribiert werden. Diese lassen die Aussprachen „Jahwe“ und „Jehova“ zu. Umschrieben wird der Gott oft mit ,Elohim’ = wörtlich ,die Götter’, meist als plurale tantum gebraucht, oder (meist poetisch) ,El’, was auf das ursemitische ,Ilu’= Gott zurückgeht.

Bei 5. Mose 32,8 finden wir noch die Götter, welche zusammen mit dem obersten Gott genannt werden: Die katholische Einheitsübersetzung hat inzwischen diese Stelle korrekt wiedergegeben: „Als der Höchste (der Götter) die Völker übergab, als er die Menschheit aufteilte, legte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Götter fest.“

Hieronymus und Martin Luther mißfielen diese Zugeständnisse an den Polytheismus, und er ersetzte wie in der Vulgata die „Götter“ durch die „Söhne Israels“: quando dividebat Altissimus gentes quando separabat filios Adam constituit terminos populorum iuxta numerum filiorum Israhel (statt deorum).

Jehova wird meist als partnerlos dargestellt. Nur in Elephantine besaß er eine Partnerin. Die Salomonische Theologie versuchte, ihn wie die anderen nichtjüdischen Götter mit einer Göttin zu verbinden. Diese, Aschera, erhielt im Tempel, den Salomo erbaute, ein Standbild. Zugleich ließ Salomo den dualen phönizischen Kult von Ba’al und Ba’alit zu, der vordem zwischen Juden und Philistern zum Streit geführt hatte. Beispiel: Der „Zweikampf“ zwischen Jehova und Ba’al auf dem Berge Karmel. 450 Prieser Ba’als und 400 Priester Ascheras sollen vor versammeltem Volke den ,wahren’ Gott erfahren, indem er sich durch einen Feuerzauber kundtue, mit barbarischen, grausamen Folgen. Als das Feuer brennt, befielt Elias, die 450 Ba’alspriester zu ergreifen und zu töten: „Elia aber sprach zu ihnen: Greift die Propheten Baals, daß keiner von ihnen entrinne! Und sie ergriffen sie. Und Elia führte sie hinab an den Bach Kison und schlachtete sie daselbst.“ (1.Kön 18,40).

In ganz Palästina gab es Zellen von anderen, ähnlichen Religionen, die zum Teil Ba’al verehrten, darunter die Sidonier, die die Göttin Astarte verehrten. Diese hat Salomo auch verehrt. Die beiden Könige Manasse und Hiskia waren verfeindet: Was sein Vater Hiskia, der sogar vor der Vernichtung der von dem größten jüdischen Propheten geschaffenen ehernen Schlange nicht zurückgeschreckt war, vernichtet hatte, das ließ der Sohn Manasse wiederherstellen: Altäre für Ba’al und ein Bild der Aschera. Dabei hat Hiskia durch seine große Beflissenheit, dem Gott Jehova zu dienen, das genaue Gegenteil erreicht: er führte Israel durch Kündigung der Gefolgschaft beim assyrischen König in die Knechtschaft: „Und der König von Assyrien führte Israel weg nach Assyrien und ließ sie wohnen in Halach und am Habor, dem Fluß von Gosan, und in den Städten der Meder“ (2.Kön 18,11).

Sein Nachfolger Josia wurde von der Prophetin Hulda, der einzigen, deren Durchgaben in der Bibel erwähnt werden, gebeten, die von Manasse hergestellten religiösen Symbole wieder zu vernichten. Er tat das mit ungeheurer Energie, indem er sogar die Gräber verwüstete, was jedoch statt der erwarteten Hilfe Jehovas die bisher größte Katastrophe für die Juden mit sich brachte: jetzt griff auch noch Ägypten und Babylonien ein. Zuerst griff der ägyptische Pharao Necho ein, setzte den Nachfolger Josias ab und einen ihm genehmen König ein, welcher hohe Abgaben zahlen mußte. Dann folgte die Eroberung Jerusalems durch Nabuchodonosor (Nebukadnezar) und damit die Zerstörung und Plünderung des Tempels, Ermordung der Tempelleitung und Vertreibung der Besten Jerusalems nach Babylon und teilweise nach Ägypten.

In Judäa wurde auch die Göttin Aschera verehrt. Der Bibelübersetzer Hieronymus hat an allen Stellen, an denen Aschera erwähnt wird, statt des Namens der Göttin den Begriff „Hain“ (lucus) eingesetzt. Damit wollte er offenbar die Frauen, die die Bibel erklärt bekamen, beschwichtigen, da sie bei der Erzählung von Greueltaten gegen Göttinnen einiges mehr an Empörung empfunden hätten, als wenn nur die Haine erwähnt worden wären. Dafür hat die Bibel eine Art Ersatzgöttin versucht, die allerdings keine wirkliche, sondern eine Pseudogöttin ist: Maria, die Mutter Jesu. Sie wird im Evangelium nach Lucas hochgelobt wegen ihrer guten Mithilfe bei der liebevollen Annahme Jesu, doch nur darin. Theologisch wird ihr nichts zugestanden, schon gar nicht von Jesu, der sich nur negativ über sie äußert. Als das Volk nämlich Jesum auf seine Mutter ansprachen, heißt es bei Marcus 3,34: „Und er sah rings um sich auf die Jünger, die um ihn im Kreise saßen und sprach: »Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter«“. Daraus ergibt sich, daß Jesus behauptet, seine Mutter Maria tue nicht den Willen Gottes! (Gemeint ist, sie folgt nicht seinen religiösen Lehren, die sie wohl nicht begriff.)

Die Frau gilt bei den drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam und also auch in der Bibel (Altes und Neues Testament) für geringer als der Mann: „Und dein Verlangen soll nach deinem Manne sein, aber er soll dein Herr sein.“ (Gen. [1. Mose] 3,16); und Paulus schrieb: „Ihr Frauen, seid euren Männern untertan wie dem Herrn. (Αἱ γυναῖκες, τοῖς ἰδίοις ἀνδράσιν ὑποτάσσεσθε ὡς τῷ Κυρίῳ)“ Eph. 5,22. So sind diese monotheistischen Religionen patriarchalisch, somit in einigen wieder aktuellen Punkten gegenüber den heidnischen antiken Kulten unausgeglichen. Damit sind diese monotheistischen Religionen mit den Verfassungen der westlichen Welt nicht konform und somit nicht mehr modern, wenngleich durch Neglegieren etlicher die Gleichberechtigung der Geschlechter verhindernder Punkte Modernität in manchen Bereichen zur Schau gestellt wird, die aber oft nur wenig Grundlagen hat.

Die meisten anderen Religionen gehen von vielen Göttern aus (Polytheismus). Die Griechen und Römer hatten den Glauben an anthropomorphe Götter, während die alten Philosophen zu abstrusen Spekulationen der Gestalt von Göttern (Plato: Kugelgestalt) kamen. Im Alten Testament ist Gott zunächst auch anthropomorph, denn man liest Gen. [1. Mose] 1,27: „Und Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie einen Mann und ein Weib.“ So muß dieser Gott also noch menschenähnlich sein; und er müßte somit eigentlich dual, also männlich und weiblich, sein. In körperlicher Erscheinung tritt dieser Gott nur einmal deutlich als Mensch auf, und zwar als Mann, nämlich beim Kampf mit Jakob, woraus das Wort ,Israel’ = ,El kämpft’ enstand. Die biblische Erzählung von den Söhnen des Gottes ist aber von diesem anthropomorphen Gott abgeleitet. Im Neuen Testament hingegen tritt Gott nicht mehr auf Erden auf, sondern er wird immer als ,im Himmel’ (oder ,in den Himmeln’) befindlich angenommen; Jesus bezeichnet ihn als ,Vater’, nicht etwa als ,Mutter’ wie die Anhänger der Cybele. Anthropomorph ist dabei nur noch die Vater-Sohn-Erzählung und die Erwähnung der Seiten Gottes („.. sitzend zur Rechten Gottes...“ )

Die ,interpretatio Graeca’, die in der Antike gewöhnlich verwendet wurde, geht davon aus, daß die wichtigsten Götter bei allen Völkern vorkommen müssen. So sind die griechischen und römischen Götter stets nur dem Namen nach verschieden, und man nahm an, daß diese Götter auch bei den anderen Völkern existierten. In der Bibel tritt diese Interpretatio Graeca auf bei Malachias (1,11): „Vom Anfang der Sonne bis zu ihrem Niedergang ist mein Name groß unter den Völkern...“ Diese von mir nach der Vulgata erstellte Übersetzung ist nach heutiger Auffassung wohl richtiger als die Luther-Übersetzung, da sie die Interpretatio Graeca. berücksichtig. Die Luther-Übersetzung lautet dagegen: „Aber von Aufgang der Sonne bis zum Niedergang soll mein Name herrlich werden unter den Heiden...“ Das würde bedeuten, daß Gott bei den anderen Völkern nichts zu sagen hätte, also eine Verleitung zum Bekehren, oder auch Hypernationalismus, indem nur Israel Gott hätte, die anderen aber nicht.

Bei den Ägyptern ist Juppiter = Amun, Mercurius = Thot, Juppiter bei den Germanen = Donar, usw. Bei den Römern waren Götter zum Teil in der vorgeschichtlichen Zeit nur als Steine oder Lanzen verehrt worden (Juppiter Lapis, ein alter Feuerstein; Mars als Lanze). Dazu paßt, daß König Numa Pompilius die bildliche Darstellung der Götter zunächst auch verbot, was sich jedoch nicht durchsetzte. Die Griechen und Römer (letztere ab 217 v. Chr., mitten im 2. Punischen Krieg) hatten 12 Hauptgötter: die di consentes: Juppiter, Juno, Minerva (trias divina = die göttliche Dreiheit), Mars, Venus, Quirinus, Apollo, Hercules, Mercurius, Vulcanus, Venus, Vesta. Davon sind nur einige di indigites (einheimische Götter), die anderen di novensides kamen meist von den Griechen dazu. Hercules wurde als Vermittler zwischen den Menschen und Göttern am häufigsten angerufen. Letzterer ist bei den Griechen und Römern auch ein Heiland .

Die frühesten Bibeltexte setzen voraus, daß für Israel i.A. eine einzige Gottheit verehrt wurde, die meist Jehova/Jahve, anfänglich zum Teil auch El (= Gott) heißt. Dieses Anfangsstadium nennt man Monolatrie oder Henotheismus (nur ein Gott wird von einer menschlichen Gruppe verehrt). Für andere Gruppen wird das Verehren anderer Götter zugestanden (wenn sie den Gott ,kennen’ [Deut. 13]). Der Monotheismus dagegen tritt erst auf, als die Theorie von der Einzigartigkeit der Gottheit formuliert wird: „Ich bin Jehova, und es gibt keinen anderen Gott außer mir“ (Jes. 45,5). In ihrer tiefsten Ausprägung kann diese Religion allerdings nur in Form der ,absoluten’ Monarchie ausgeübt werden. ,Absolut’ bedeutet dabei nicht die Form der Monarchie wie unter Ludwig XIV, sondern die Möglichkeit, daß der Hofseher oder Oberpriester in die Handlungen des Königs eingreifen und diesen fügsam machen darf (Nathan und König David).

Die Trinität (Dreifaltigkeit) sollte hier erklärt werden. Die Anhänger dieser sog. ,trinitarischen’ Lehre, die sog. Trinitarier, haben zwar die Mehrheit unter den Christen, doch kommt diese Lehre in anderen Religionen nicht vor. Also ist sie keine fundamentale, einflußreiche Notwendigkeit:

Zunächst erfährt man darüber in der Bibel bei der Taufe Jesu durch Johannes den Täufer (Ioannes Baptista): „und der heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.“ (Luc. 3,22). (Die beinahe gleiche Stimme findet sich im 2. Petrusbrief, 1, 17; der Autor Petrus möchte sie dort bei der transfiguratio Jesu (Verklärung Jesu) gehört haben. Auf jeden Fall wird die Stimme bei einem der beiden Ereignisse zu hören gewesen sein.)

Die Stelle verwendet auf lateinisch ,spiritus sanctus’, was entweder ,der heilige Geist’ oder ,ein heiliger Geist’ heißen kann. Das Griechische dagegen setzt öfter den Artikel (τὸ πνευ̃μα τὸ ‛άγιον, oder selten: τὸ ‛άγιον πνε?μα) = ,der heilige Geist’, was offensichtlich angeglichen ist an die Bezeichnung, mit der auf griechisch Gott genannt wird: ‛ο θεός’, wörtlich: ,der Gott’, wobei in der christlichen Literatur meist der Artikel verwendet wird. Ohne Artikel wird Gott genannt z.B.: Matthäus 12, 28 „im Geiste Gottes“ (?ν πνεύματι θεο?). Es ist aber klar, daß die Lateiner den Unterschied nicht merken. Aber auch ohne den Artikel kommt heiliger Geist im Neuen Testament vor: bei der Zeugung Jesu Lucas 1, 35: „(Ein) heiliger Geist (‛άγιον πνευ̃μα) wird auf dich kommen...“ Ebenso fehlt der Artikel bei Mt 1,20. Es ist also nicht etwa der heilige Geist! Der Begriff ,spiritus’ in religiöser Bedeutung ist aber für die Alten nichts Neues gewesen, denn der Begriff ,spiritus divinus’ = göttlicher Geist kommt schon bei Livius vor (Ab Urbe condita 5,22,5). Dieser Geist ist die dort als mögliche Ursache für die Inspiration eines Römers erwähnt, als die Römer die Juno-Statue aus Veii nach Rom wegbringen wollen. Der erwähnte Römer spricht dort wie von einem Gotte veranlaßt. Offensichtlich ist bei den Alten ,spiritus’ als Synonym für einen Geist gemeint, der durch einen Seher (Medium) spricht. Paulus hingegen will sogar wissen, daß der hl. Geist die Tiefen (τὰ βάθη) des Gottes (του̃ θεου̃) erforsche. Dabei ist ja der hl. Geist nach der Dreifaltigkeitslehre ein Teil Gottes, also kann er dann doch nicht die Tiefen Gottes erforschen, sondern nur die Jesu und des Vaters. Auch spricht die Bibel davon, daß Gott Geist sei. Dann braucht Gott nicht noch einen weiteren Geist, es sei denn es wäre ein ,Geistwesen’ gemeint, das als Gottesbote auftritt (spiritistisch). Jesus möchte auch stets betonen, daß er von Gott dem Vater ausgesandt worden sei und auch von diesem geliebt werde; folgende Beispiele mögen das zeigen:

„Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, daß ich’s wiedernehme.“ (Joh 10,17); ... „Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ (Joh 14,21); „Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ (Joh 14,23); „Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe!“ (Joh 15,9); „denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, daß ich von Gott ausgegangen bin.“ (Joh 16,27): Jesus geht also von Gott aus, der hl. Geist wird nicht erwähnt. Auch müßte Jesus eher zum Heiligen Geist als Person beten, wenn dieser Gott und sein Vater wäre, wie man von Lucas ableitete. Aber Jesus tut das nie, er betet nie zum Heiligen Geist, sondern nur zum Gott Vater.

Jesus verwendet bei Matthäus 12, 28 „im Geiste Gottes“ (’εν πνεύματι θεου̃), wo es bei Lucas heißt: „im Finger Gottes“: „Wenn ich aber im Finger Gottes die Dämonen austreibe, ...“ (Lucas 11, 20). Wäre der heilige Geist tatsächlich Teil eines dreieinigen Gottes, dem Vater gleich, wie es die trinitarische Theologie lehrt, wie könnte dann der Geist nur als „Finger“ Gottes bezeichnet werden? (Mit „Finger“ Gottes ist das Werkzeug Gottes gemeint.)

Aus diesem Grund sagt sogar das Catholic Dictionary über die betreffenden Texte:„Die meisten Stellen liefern keinen stichhaltigen Beweis für eine Personalität… Wir dürfen nicht vergessen, daß das N[eue] T[estament] bloße Eigenschaften wie Liebe (1. Kor. xiii.4) und Sünde (Röm. vii.11), ja sogar abstrakte und leblose Dinge wie das Gesetz (Röm. iii.19), das Wasser und das Blut (1. Joh. v.8) personifiziert.“

Klar heißt es im Vater unser: Πάτερ ἡμῶν ὁ ἐν τοῖς οὐρανοῖς· = Vater unser, der du bist in den Himmeln. Kein Wort von Jesu oder dem hl. Geist, nur Gott „Vater“ wird erwähnt.
Daher kann man ablesen, daß Jesus keine andere Gottheit oder die Trinität erwähnt und diese auch nicht angebetet werden sollte. Auch wurde Jesus vor dem Hohen Rat nicht angeklagt, weil er sich etwa „Gott“ genannt hätte, sondern weil der sich „Sohn des Gottes“ - υἱὸς τοῦ θεοῦ nannte.

Ganz klar will Jesus nicht Gott sein, sondern sein Sohn, bei Matthaeus 16, 15: Er sprach zu ihnen: Wer sagt denn ihr, daß ich sei? 16 Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
Griechisch: λέγει αὐτοῖς· Ὑμεῖς δὲ τίνα με λέγετε εἶναι; ἀποκριθεὶς δὲ Σίμων Πέτρος εἶπεν· εἶ χριστὸς υἱὸς τοῦ θεοῦ τοῦ ζῶντος.

Der christliche Ansatz, daß ein heiliger Geist gleichgesetzt wird mit dem Finger Gottes, entspricht eventuell in der heidnischen (nichtchristlichen) Religion dem Willen und manchmal auch (bei den Römern) der Wirkung eines Gottes, welche man dort ,numen’ nennt (griechisch auch: Gotteskraft, δύναμις θεου). Auch eine recht anschauliche Trennung zwischen dem Astralkörper eine Gottes und der Seele, die er offenbar in sich trägt, ist denkbar, da auch im Alten Testament Gott Jehova als körperlich auftreten kann (Kampf mit Jacob, daraus Name ,Israel’ = El kämpft, Gen. 32, 22 ff). Auch ist es möglich, daß die Lüfte oder ein Lufthauch in Verbindung mit Gottes Wirken oder seinem Auftreten im Neuen Testament als göttlich aufgefaßt wurden, da man Luft wie auch Gott nicht klar wahrnehmen kann, und ,spriritus’ (πνευμα) in der normalen lateinisch-griechischen Sprache ,Atem’, ,Luftzug’ bedeutet.

Und die Funktion als „Tröster“, die der ,paracletus’ in der Kirche einnehmen soll, ist im Neuen Testament noch dem Engel (Gethsemane) oder dem Vatergott zugeeignet. Aber auch die Annahme, daß der hl. Geist sich später zu Pfingsten einstellt, ist nicht schlüssig, da die Pfingstereignisse keine bleibende Wirkung zeigen.

Die als Grund für die Trinität angeführte Taufformel „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ Matth. 28,19 ist nur an dieser Stelle zu finden, bei der Parallelstelle Marcus 16,15 fehlt der Bezug auf die Trinität, und die beiden anderen canonischen Evangelien haben diese Taufstelle nicht. So ist es auch klar, daß Jesus gar nicht der Urheber der Stelle sein dürfte: er würde sonst seine eigene Kraft zurücknehmen. Es ist schon wahrscheinlicher, daß eine nicht näher bekannte unkluge Autorität die Trinität einführte. Dort, wo die Taufhandlung selbst näher beschrieben wird, lautet die Taufformel schlicht: „auf den Namen Jesu Christi“ (Apostelgeschichte 2,38 u. a., Röm 6,3 und Gal 3,27).

Auch kann man die Trinität vom bei den Griechen und Römern verbreiteteten ,Modalismus’ ableiten und vergleichen; dieser bedeutet, daß eine Gottheit mit verschiedenen Beinamen belegt wird, je nachdem an welcher Stelle oder bei welcher Tätigkeit und in welcher Eigenschaft die Gottheit auftritt. Beispiel: Juppiter hat die Beinamen Juppiter Stator (wenn er im Krieg die Phalanx der Feinde anhält) und J. optimus maximus als Staatsbeschützer. Juno wird mit den Epitheta Juno Pronuba (als Beschützerin der verheirateten Frauen) und Juno Moneta (die Mahnerin) bezeichnet. Auch bei der Göttin Hecate zeigt sich die Modalitätslehre: Am Firmament ist sie Luna (der Mond), auf Erden Diana, in der Unterwelt Proserpina. Doch zu der christlichen Verwendung des Begriffs ,Personen’ sind die Heiden nie gelangt. Ihre Ansichten des Begriffs ,Person’ ist mit der christlichen Bedeutung nicht vereinbar, insbesondere was die Freiheit einer Person betrifft.

Die kath. Kirche hat unterschiedliche Meinungen zur Trinität. Bei meinem Elektrotechnikstudium in Karlsruhe ist mir von Theologen mitgeteilt worden, daß der Begriff der Person für die Kirchenväter nicht die ,Freiheit der Entscheidung’ eingeschlossen habe. Heute jedoch werde eine Person so verstanden, daß sie sich frei entscheiden kann. Daher ist in der Trinitätspraefation erstmals gefaßte Trinitätsbegriff heutigen Denkern anfechtbar.

Der Anfang der Trinitätspraefation lautet:

„Vere dignum et iustum est, aequum et salutare, nos tibi semper et ubique gratias agere, Domine sancte, Pater omnipotens, aeterne Deus. Qui cum unigenito Filio tuo et Spiritu sancto unus es Deus, unus es Dominus, non in unius singularitate personae, sed in unius Trinitate substantiae. Quod enim de tua gloria revelante te credimus, hoc de Filio tuo, hoc de Spiritu Sancto sine differentia discretionis sentimus. Ut in confessione verae sempiternaeque Deitatis et in personis proprietas et in essentia unitas et in maiestate adoretur aequalitas. ..“ 

Der Grund für die Behauptung, warum wir dies ohne „differentia discretionis“ = „Verschiedenheit der Unterscheidung“ glauben müßten, wird nicht weiter erklärt. Vielmehr wurde die Trinität deswegen eingeführt, weil in der Antike ein Gottessohn als Gott verehrt werden durfte. Es waren damals viele Gottessöhne und -Töchter bekannt, als wichtigster wurde Hercules angebetet, aber auch Tages, der Gründer der etruskischen Religion, und Minerva, Juppiters Tochter. Daher wollte man, um eine Kontinuität zu erhalten, auch für Jesum den Status als Gott, das aber war der jüdischen Religion fremd. So gab es nur den Ausweg, die sog. ,Personentheorie’ einzuführen. Sie versucht, die heidnische Vielgötterei in Bezug auf Gott und seinen Sohn Jesus zu übertragen, aber mit der Einschränkung, daß statt von zwei Göttern nunmehr nur von zwei Personen die Rede war, die alle in einem einzigen Wesen Platz finden sollen. Doch ist es zwar praktisch für eine demagogische Weltanschauung, die auf Gewalt bei religiösen Auslegungen beruht, wenn man glauben muß, daß ein und dasselbe Wesen mehrere Personen enthalten soll. Es hat nämlich kein Prophet in der Antike die christliche Trinitätslehre aufgestellt, sondern sie wurde von alten Männern per Abstimmung beschlossen, die dabei regelrecht logische Verknüpfungen verletzten. Doch ist dies für eine freie, moderne Denkfähigkeit fatal, da niemand das so mehr versteht. Der Heilige Geist als die dritte göttliche Person wurde dann später einfach analog angefügt. Es ist aber keine einzige Stelle in der Bibel enthalten, wo Jesus ausdrücklich als Gott bezeichnet wird. Er nannte sich lediglich ,Gottes Sohn’.

Die Kirche hat durch Bibelfälschung Jesum als Gott hingestellt (sog. apotheosis oder deificatio = Vergöttlichung). Jesus selbst sah sich nie als Gott. Er will, daß sein „himmlischer Vater“ angebetet werde, nie er selbst. Auf die Anrede „guter Rabbi“ antwortet er: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn Gott allein.“ (Τί με λέγεις ἀγαθόν; Οὐδεὶς ἀγαθὸς εἰ μὴ εἷς ὁ Θεός. Matth 19,17) Luther hat das falsch übersetzt: „denn der einige Gott“. Damit spielte Luther auf die Trinität an. Noch falscher ist die Vulgata-Übersetzung des Hieronymus. Sie übersetzt Quid me interrogas de bono? („Was fragst du mich über das Böse“) statt Quid me dicis bonum?

Besonders schlimm ist jedoch die Hieronymus-Übersetzung bei Habakuk (Habacuc 3,18): Et exultabo in Deo Iesu meo (= „Ich werde in meinem Gott Jesu jauchzen“ statt: Et exultabo in Deo meo = „Ich werde in meinem Gott jauchzen“). Sicher ist durch diese Stelle die Vergöttlichung Jesu (Apotheosis) am stärksten bei der Kirche verankert worden, da man kein andere Bibel als diese Vulgata kannte und nun aus der Lektüre erfuhr, daß Jesus schon im alten Testament erwähnt wurde und gleichzeitig mit Gott gleichgesetzt wurde. Es war daher auch verboten, eine andere Bibel als die Vulgata zu verwenden. Da Hieronymus unter Zwang stand, da ihm der damalige Papst Damasius I. im Kampf gegen die damals mächtigen Arianer, welche die Trinitätslehre ablehnten, offenbar die Fälschung verordnet hatte, kann man ihm zwar keine direkte, wohl aber sehr wohl eine indirekte Schuld an der bisher größten aufgedeckten Fälschung der Bibel geben.

Weitere Stellen, bei denen Hieronymus fälschlich Jesum vergöttlichte, indem er falsch übersetzte: Egressus es ... in salutem cum Christo tuo statt cum uncto tuo (Luther: du zogest aus, ... zu helfen deinem Gesalbten), Hab 3,13. Da das griechische Christo statt des lateinischen uncto erscheint, muß der Leser darauf gebracht werden, daß Jesus und nicht ein anderer Gesalbter gemeint ist, und so ist diese Stelle damit gewaltsam uminterpretiert worden.

Auch hat Hieronymus bei Isaias 9,6 falsch übersetzt: Et vocabitur nomen eius: Admirabilis, Consiliarius, Deus ..., so daß der zu erwartende Messias als Gott (deus) bezeichnet wird. Luther hat dagegen statt deus (Gott) übersetzt: mit „Kraft“: „Er heißt Wunderbar, Rat, Kraft ...“.

Bei 2. Samuel 7, 14 hat Hieronymus die Bezeichnung Davids als Sohn Jehovas (Gottes) abgeschwächt und ungenau wiedergegeben, indem er übersetzte: „Et ero ei in patrem, et ipse erit mihi in filium / Ich will ihm an Vaters statt sein, und er soll mir an Sohnes statt sein“ statt „Ich will sein Vater sein, und er soll mein Sohn sein“.

Durch einen Zusatz, der an einer Stelle des christlichen Glaubensbekenntnisses eingefügt wurde, ist das sog. Schisma (Kirchenspaltung) entstanden: „… Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, …“ („… et in Spiritum Sanctum, Dominum et vivificantem, qui ex Patre Filioque procedit …“. Dieser Zusatz, der nicht ursprünglich ist, wird von der Ostkirche nicht anerkannt. Die Alten haben die Frage wohl eher nach dem Sinn der ,Trinität’ gelöst oder geglaubt lösen zu müssen als nach der antiken Tradition. Diese ist z. B. bei Livius erklärt. Dort wird bei der Einnahme der Stadt Veii von einem ,göttlichen Geist’ (,spiritus divinus’) berichtet, welcher die Römer, die gerade das Juno-Standbild in der Hand hielten, inspiriert (Dein cum quidam, seu spiritu divino tactus seu iuvenali ioco, ,Visne Roman ire, Iuno?’ dixisset, adnuisse ceteri deam conclamaverunt, Livius 5,22,5). So wird klar, daß ein solcher Geist offenbar nur die Verbindung zwischen dem Gott und einem Menschen zustandebringen soll. Daß der Geist auch wieder zum Gott zurückkehrt, läßt sich denken, ist aber nicht weiter erwähnt. Die Kirche hat darin ein Schisma gesehen, weil der Zusatz ,filioque’ die Person Jesu zum einen stärke (Westkirche), zum anderen Gott als alleinige Quelle angesehen werden soll (Ostkirche). Dabei ist doch die Frage, wer die Schöpfung bewirkt, in der Bibel durchaus verständlich dargestellt: Bei Joh. 14, 10 ff wird ein ,heiliger Geist’ nämlich ausgelassen: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke.“ Der Vater wirkt also zunächst, erst dann Jesus, und Jesus kommt außerdem zunächst ohne ,heiligen Geist’ aus. Erst für die Zurückbleibenden, fügt Jesus an, werde er einen ,anderen Tröster’ (heiligen Geist) erbitten.

Auch sagt Jesus, er sei dem Vater untergeordnet: „Der Vater ist größer als ich.“ (Joh 14.28)

Die jüdische Lehre kennt den Begriff ,Geist Gottes’ (ruach, רוּחַ) sowie ,Söhne Gottes’(oder: ,der Götter’, wie man auch deuten kann), hebr. benej-ha elohím, בְנֵי־הֳאֱלֹהִימ (darüber oben unter ,henotheistisch’). Es soll kurz erwähnt werden, daß die Alten die Unterscheidung Körper - Geist auch bei den Göttern annahmen (s. Cicero, De natura deorum [Über das Wesen der Götter]). Und dazu hatten Götter immer Söhne und Töchter, wobei das Alte Testament nur Söhne gelten läßt, weil es patriarchalisch ist.

Personenhaftigkeit Gottes: Nach der kath. Lehre ist Gott personenhaft. Er muß sich daher in der Bibel in einer dem Menschen begreifbaren Weise äußern. An dieser Betrachtung kann man kritisieren, daß sich Gott in diesem Falle nicht einfältig benehmen dürfte, indem er Reue empfindet. Da er aber Reue zeigt wegen der Menschen, die ihm nicht gehorchen (Vertreibung aus dem Paradies), läßt sich aus dem Alten Testament eine solche Idealvorstellung keineswegs ableiten. Auch Allmacht verlangt die kath. Kirche für Gott, obwohl sie annimmt, daß er vieles nicht vermag, z. B. eine Partnerin nehmen oder sich selbst vernichten. Sie läßt auch die moderne Psychoanalyse nicht zu, und ständig ist ihr der Unterschied zwischen Gott und der Aussage der Propheten (incl. Jesu) nicht bekannt: Dabei möchte sogar die Bibel zeigen, daß Propheten irren können: „Wenn der Prophet redet im Namen des Herrn, und es wird nichts daraus und es kommt nicht, das ist das Wort, das der Herr nicht geredet hat...“ (Deut. 18,22). — Nach der evang. Kirche wird immerhin die Kritik der Philosophie erwähnt, daß die Sicht Gottes als Person einen anthropomorphen Gott meint (,Bewußtseinsvergötterung’) und auch zum Widerspruch führt, da das Absolute keine Persönlichkeit sein könne. Dagegen wendet die evang. Kirche ein, daß die Persönlichkeit beim Menschen durch seine Endlichkeit und körperliche Existenz nicht voll entwickelt werde; Persönlichkeit könne nur ein ,absoluter’ Geist sein; allerdings meint dann der Erfinder dieser Lehre, Dr. Hans Schmidt, München, daß diese unbedingte Freiheit ein Geheimnis sei. Da hat offenbar der Gedanke, daß Gott nicht allein wäre, sondern auch andere Geister existieren, nicht Pate gestanden, denn die Bedingtheit muß auch für den obersten Gott behauptet werden können. Die Idee wäre aber für normale griechisch-römische Götter, die unsterblich seien, möglich, ohne die Allgewalt anzunehmen. Diese aber ist mir eigentlich auch bei Gott nicht denkbar. Wissenschaftlich ließ sich die Personenhaftigkeit Gottes nicht so einfach halten, da die Inspiration keine gesicherten Antworten gibt.

SS: Ich sage, daß Gott zwar unpersönlich ist, sich aber als Person zeigen kann, d. h. er zeigt sich nur abhängig vom Beobachter!

Die Menschen in der Antike hätten meist unsere modernen Altphilologen und Barthianer gar nicht recht verstanden. Man hätte gefragt, ob unsere heutigen Ungläubigen nicht mal eine Erscheinung, vielleicht gar einen Gott, gesehen hätten, bevor sie philosophisch herumredeten. Sie hätten auf Erscheinungen der älteren Literatur, aber auch in jüngster Zeit, hingewiesen. Z. B. fragt Plinius Minor in einem Brief, ob es denn Gespenster (phantasmata) gebe. Er habe von Curtius Rufus gehört, daß sich diesem eine Frauengestalt, größer und schöner als ein Mensch, gezeigt habe. Dem entsetzten Rufus teilte sie genauere Daten seiner Zukunft mit einschließlich des Ortes, wo er sterben würde (..offertur ei mulieris figura humanâ grandior pulchriorque, Plin. epist. 27.). Das trat auch alles ein. (Facta sunt omnia.) Damit wird die ,zusätzliche Mehrleistung’ zusammen mit dem übernatürlichen Ereignis als Beweis angeführt, daß die Erzählung war sei. Die Umdeutung von Ereignissen mittels unwissenschaftlicher pseudowissenschaftlicher Psychologie oder materialistischer Thesen zu einem rein normalen Tatbestand ist also nicht gedacht, sondern die Anerkennung von Erlebnissen, auch wenn sie der moderne, im 19. Jahrhundert entstandene Materialismus nicht versteht.

Wenn wir die Frage an einen Kellner: „Bitte einen Tisch für 4 Personen“ auf lateinisch stellen, merken wir, wie wir doch etwas anders denken als die Alten: „Tabulam, quaeso, quattuor hominibus“ (nicht: personis). Der Römer bestellt den Tisch für Leute (Menschen), nicht Personen, denn ,persona’ heißt in diesem Falle durch den Zusammenhang ,Persönlichkeit’. Sonst hieße es nach der wörtlichen Bedeutung ,Maske’ (eines Schauspielers) und ist hier fehl am Platze. Das Wort ,persona’ ist also mehrdeutig, kommt für den Römer oft vor, aber nicht bei der Anrede oder Definition eines Gottes. Der ist sicher meist menschenähnlich gedacht, doch auch als abstraktes Prinzip. Das jedoch ist dem Römer nicht das Entscheidende: Er kennt ähnliche Sagen wie am Anfang des Alten Testaments, wo Jehova sich auf Erden zeigt (Kampf Els mit Jakob), und nimmt diese mit Hohn oder Andacht, je nach Glaube, zur Kenntnis. Er weiß, daß nach der Erzählung König Numa seinen obersten Gott Juppiter auf besonders heitere Weise heraufbeschwört, indem er zwei Faunen Wein in ihre Quelle schüttet und diese darauf, durch das für sie herrliche Getränk in ihrer Zauberkraft stärker geworden, den verdutzten Juppiter einfach herbeizaubern (s. Plutarchus, Numa 15,3). Eine solche Stelle ist biblisch nicht denkbar, weil in der Bibel nichts komisch sein darf; allerdings ist Juppiter wie in der Bibel auch nicht lustig und verlangt wütend ein Sühneopfer für das freche Herbeizaubern. So gibt es also auch bei den Römern und Griechen die sog. Theophanie (Erscheinung von Göttern), welche leider die Philosophen nicht wahrzunehmen vermögen, weswegen sie das Zweifeln desto stärker pflegen. Der römische und der jüdische Gott ist aber darin gleich, daß er uns Menschen zwar zürnen, aber nichts Heiteres sagen oder tun darf. Die Römer hingegen lachten darüber, was für lustige Geschichten über ihren frömmsten König berichtet wurden.

Die Griechen, die anthropomorphe Götter kannten, hatten eine äußerst stark personifizierte Gottesvorstellung. Bei ihnen stellt sich die Weltgeschichte als Wirken der Götter gegen- und miteinander dar. Z. B. wurde es Athena Zeit der Persereinfälle nach Aussage des Delphischen Orakels von Zeus verwehrt, ihre Schützlinge, die Athener, ohne Opfer an Menschen vor den angreifenden Persern zu schützen.

Die Römer hingegen, die mehr das Wirken der Götter betonten, wollten extra auch zeigen, daß es sich bei den Göttern bald um Natur-, bald um ideelle Gewalten handelte So verehrten sie bald auch Eigenschaften wie die Treue als Göttin, bald stellten sie göttlichen Willen in den Mittelpunkt, den sie ,numen’ nannten. Die Götter waren bei beiden übersteigerte Menschen, jedoch ohne die Sorgen und Nöte der Menschen, aber mit den Freuden z. B. auch geschlechtlicher Liebe.

Gibt es Gott? Diese Frage kann man sich stellen, wenn man Religionen vergleicht. Gottesbeweise: Diese sind nicht leicht zu führen, werden aber immer wieder versucht. Der kirchliche und der heidnische sind größtenteils identisch, denn Thomas Aquinas (von Aquin) bezieht sich dabei nicht auf Jesum oder eine sonstige Inspiration, sondern wie die antiken in der Schullektüre ausgesuchten, oft nur philosophisch argumentierenden Autoren auf den logischen Schluß, wobei er die Dinge voneinander abhängig macht und ein „erstes Bewegendes“ postuliert, das die anderen als Werkzeuge benutzt: „Also muß es ein erstes Bewegendes geben, das unter allen das Höchste ist, und das nennen wir Gott. - Oportet igitur primum movens esse, quod sit omnibus supremum, et hoc dicimus Deum.“ (Compendium theologiae 1,3). Siehe Platos Timaeus. Doch ist für diesen Gottesbeweis gar keine Trinität nötig, sondern geradezu aufgepfropft. Es würde nämlich ein einziger persönlicher Wille genügen, Bewegung zu erzeugen.

Der auch denkbare direkte Gottesbeweis, daß etwas jemand den Gott sieht oder mit ihm spreche, ist nur den Propheten beschieden, zu denen man große Dichter wie Horatius und Homerus zählen darf. Im Alten Testament ist Gott noch direkt als Naturerscheinung sichtbar: „Da kam der Herr hernieder in der Wolkensäule und trat in der Hütte Tür und rief Aaron und Mirjam....“ (Num. [4. Mose] 12,5). Mose kann sogar Jehova sehen: „Mündlich rede ich mit ihm, und er sieht den Herrn in seiner Gestalt und nicht durch dunkle Worte oder Gleichnisse.“ spricht Jehova Num. [4. Mose] 12,8.

Im Neuen Testament ist Gott nicht mehr auf Erden, sondern im ,Himmel’ oder in den ,Himmeln’, die Jesus und die seine Zeitgenossen sich als Sphären um die Erde gruppiert dachten. Die Anschauung, daß die Erde im Mittelpunkt der Welt stehe (geozentrisches Weltbild), steht dahinter. Gott ist im Neuen Testament nur noch allegorisch (Heiliger Geist als Taube) und nicht mehr in menschlicher Gestalt zu sehen. Außer Johannes dem Täufer und Jesus gibt es hierbei keinen lebenden Propheten; Jesus sieht sich aber erstmals in Israel nicht bloß als Prophet, sondern als ,Sohn Gottes’. Er fährt nach Mc. 16,19 in den Himmel auf und sitzt zur Rechten Gottes, der also hier ausnahmsweise noch körperlich gesehen wird.

Dabei ist zu sagen, daß die Meinung, es gebe keinen Gott, erst durch Erfindungen und Endeckungen der Neuzeit angeheizt wurde, weil diese oft der Bibel wiedersprachen. So spricht die Bibel vom „Erdkreis“ Apg 11,28: „Und einer von ihnen mit Namen Agabus trat auf und sagte durch den Geist eine große Hungersnot voraus, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte...“. Es wurde dann im 18. und 19. Jahrhundert viel bekannt, was in der Bibel falsch dargestellt worden war, z. B. daß die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist, oder daß sie sich um die Sonne bewegt und manch anderes. Luther nannte z. B. Copernicus „einen Wirrkopf, der die gesamte Wissenschaft der Astronomie umkehren will.“ Die katholische Kirche hingegen druckte in ihrer Verfassung von 1878 noch 41 Thesen Luthers ab, die zu behaupten zur Excommunication führten. Eine dieser Thesen ist: „Hereticos comburi est contra voluntatem spiritus.“ („Daß Ketzer verbrannt werden, ist gegen den Willen des Geistes.“) Es sind sogar Äußerungen eines Papstes überliefert, daß er sogar seinen eigenen Vater wegen Ketzerei verbrennen würde. Daher kann man sagen, daß die Kirche die grausamste Organisation der Welt war.

Auch die Entzifferung der altägyptischen Sprache durch Champollion und der Keilschrift durch Grotefend bedeutete, daß sich die biblische Zeitrechnung als falsch herausstellte. Durch die Entdeckung von Saurierknochen und große Erkenntnisse der Astronomie wurde schließlich auch die biblische Schöpfungslehrere widerlegt. Der daraufhin entstandene Darwinismus lehnt diese ab.

Umgekehrt kann man hoffen, daß die Kirchen immer mehr zu Toleranz und gegenseitigem Verständnis gelangen werden. Aber die Vergleiche zu Sekten müssen aufhorchen lassen, wenn in der Kirche nur positive, religiöse Anzeichen vermeldet werden, bei den Sekten aber oberflächliche, grundfalsche Kritik vernehmlich wird, die dann gerade das Gegenteil bewirkt. Die Kirche, die einst Erotik so klein ansetzte, daß sie viele Menschen quälte, will offenbar immer mehr zu einer gesunden Religion zurückfinden. Das ist aber bisher nicht gelungen, da die Religion der Kirche nie die Religion des erotischen Erlebens, sondern eher des Leidens und Schmerzes war. Leben in der Kirche hieß, die Welt als Jammertal anzusehen, dafür dann erst im Jenseits Freuden (aber keine erotischen) zu erwarten.

So herrscht heute die Meinung, daß man keine Kirche mehr brauche, weil zur Erlangung sinnlicher Genüsse ja keine Ehe mehr nötig sei. Ja, es wird schon offiziell von Kirchenleuten gesagt, daß auch in der Sexualität die Erkenntnis Gottes möglich sei, wie z. B. der Bischof von Oslo bei der Trauung des norwegischen Tronfolgers Haakon jüngst äußerte. Es wird sich bald herausstellen, wie besonders die katholische Kirche diese neuen Tatsachen verkraften kann. Es geht nicht, daß alte Herren nur befehlen, aber die Kirchenmitglieder schweigen. Vielmehr ist hier eine Spannung sichtbar, die sich so einfach nicht mitteilen ließe, wenn nicht manches offenbar würde: Es gibt Priester, die heimlich Frauen haben: sie werden scheinbar geduldet. Andere, die das offen tun, werden entlassen. Ist das sozial verträglich, wenn es sich einbürgert, daß Ehrlichkeit nicht gewollt ist? Heute ist noch gang und gäbe, daß die Kirche die Lehre befiehlt und die Masse der Gläubigen gehorcht. Aber könnte es auch umgekehrt sein? Dies kann jedenfalls von Sekten versucht werden. Wenn doch Pastoren schon mal anfingen, eine andere Meinung auch gelten zu lassen!

Aber auch die evangelische Kirche hat Probleme: sie kann keine richtige Macht mehr ausüben, weil sie keine besonderen Regeln mehr aufstellen kann, die man allgemein befolgen würde. Da wird behauptet, der Tod sei das Ende aller Dinge, gleichzeitig kein bißchen Trost bei Trauer gespendet. Man kann doch nicht einfach 3000 Euro pro Monat an Gehalt einnehmen und dann behaupten, es sei sowieso Gott gar nicht vorhanden. Ich fand bei der Ausbildung von jungen Religionslehrern in Hamburg, daß etwa 2/3 keine besondere Begabung für Theologie haben und lieber marxistische Ideen verbreiten. Sie glauben nicht an Gott bzw. an höhere Welten.

Es gibt aber Zeichen der Reue. Die Kirchen machen aufmerksam auf ,ökumenische Gottesdienste’, die freilich zur Zeit noch nicht erlauben, die Eucharistie gemeinsam zu feiern. Dabei verlangt die Kirche, die Gläubigen müßten an die sog. ,transsubstantiatio’ glauben (Wandlung des Brotes in den Leib Christi). Die wird jedoch von Calvin bestritten. Er glaubt nicht die wörtliche Angabe in der Bibel: ,hoc est enim corpus meum’ = ,das ist nämlich mein Leib’, sondern interpretiert ,est’ mit ,significat’ (,bedeutet’), so daß die transsubstantiatio entfällt und, leicht verkürtzt dargestellt, das Einnehmen der Oblate (Hostie) nur eine Gedächtnishandlung sei, die an Jesum erinnern möge. Eine etwaige Verwandlun ist übrigens nicht nachweisbar, und niemand kann die geringste Wirkung etwa durch irgendwelche Meßinstrumente feststellen.

Es ist jedoch klar, daß jemand, der sich reuig gibt, stets eine Wirkung Gottes erwirken kann. Das ist jedoch bei jeder Religion so und deswegen nicht mit der transsubstantiatio erklärbar, sondern eine Wirkung Gottes, die nicht von irgendwelchen Spukbehauptungen, occultistischen Versuchen oder gar nachgemachtem Zauber her begründet werden darf.

Allmacht Gottes: Die Lehre vom allmächtigen Gott (deus omnipotens) ist nur christlich, aber unlogisch, denn da Gott sich selbst nichts anhaben (selbst zerstören) oder ungerecht sein kann etc., ist er nicht allmächtig. (Nach christlicher Lehre hat er auch keine Frau und kann auch keine nehmen. Nach der heidnischen Lehre soll er immer zu seiner Gattin zurückkehren, auch wenn er einige Male untreu sein könnte. Er muß jedenfalls strengere Regeln beachten als in der christlichen Religion, da es sonst zu Konflikten unter den Göttern käme). So kommt der Begriff der Allmacht eines Gottes in der normalen Klassik nicht vor und wird auch von den klassischen Göttern nicht behauptet. Vielmehr sind alle, auch die größten Götter, in ihrer Willensentscheidung nicht frei. Sie sind abhängig vom Webfaden (Schicksalsfaden) der Parcen (Parcae), welche das Weltschicksal erfinden (ist hier der indische Begriff ,Karma’etwa gemeint?).

Die ,heidnischen’ Götter sind in der kath. Kirche wohl nie ganz abgeleugnet worden, sondern wurden einfach ,degradiert’, indem sie als böse Dämonen beschimpft wurden. Augustinus polemisiert, die Götter (daemones) hätten deswegen nur ewiges Leben, damit sie ihr schlechtes Dasein (miseria) ewig bedauern könnten (ad hoc aeterna [sunt] ut miseriam finire non possint), De civ. Dei 16. Sie haben ,Scheinleiber’ (corpora aërea) und bestehen aus ,geistigem Stoff’ (materia spiritualis) (Thomas Aquinas, De spir. creaturis 7). Augustinus kann sich aber nicht zu einer Erklärung, warum nach dem Verbot der heidnischen Götter auch das römische Reich aufhört (wie die heidnischen Orakel vorausgesagt hatten), durchringen, ohne die Logik an dieser Stelle willkürlich zu brechen.

Die Gnosis (γν?σις) = deutsch ,Kenntnis’ ist meist so geartet, daß sie weder Heiland noch einen allmächtigen Gott verlangt. Der Poemander des ,Hermes Trismegistos’ ist das wichtigste Werk der Gnosis. In ihm meldet sich der ägyptische Gott Tot (auf griechisch Hermes, also der Götterbote, vergleichbar mit einem Engel der Bibel), und diktiert dem Schreiber ein Werk, das die Menschen bessern soll. Die Hauptgedanken der Gnosis sind:
a) „Und es erkenne der verständige Mensch, daß er unsterblich ist und der Grund für den Tod Liebe zu einem Körper“ (Poemander 1, 2).
Dadurch muß die gnostische Lehre zum Haß des Körpers aufrufen: „Wenn du nicht erst deinen Körper haßt, kannst du dich selbst nicht lieben.“ (sagt Hermes Poem. 4,6.)
b) Durch eigene Mühe kann ein Mensch durch Erkenntnis (Gnosis) zu einem Gott werden (θεωθη̃ναι) (Poemander 1, 25). Sterblich ist der Körper, soll darum gehaßt werden, göttlich das Unkörperliche, also ein Gott, der freilich nicht etwa etwas wäre, das uns fern liegt, sondern jeder, der göttliche Fähigkeiten hat, kann zu so einem Gott werden. Daher sollen wir diesen Gott = uns selbst, lieben, indem wir Körperlosigkeit vorziehen.


Liebe Seitenanfang

Die Götter sind antik gesehen glücklich. Dabei kann es jedoch vorkommen, daß sie eine Weile kleine, unbedeutende Menschen oder äußerst geplagte, vernichtete Götter sein müssen. Beispiel: Osiris wird zerteilt, er muß also sterben. Er wird dann durch seine Schwester und Gattin Isis wieder zusammengefügt und lebt wieder. Die homerische Legende spricht von der glücklichen Welt der Götter. Die christliche Lehre geht meist von einer glücklichen Gottheit, die dreifaltig ist, aus. So meint Prof. Häring: „Gott ist keine einsame Monade. Ewig feiert er in dreipersönlicher Gemeinschaft seine selige Liebe. ... Im Heiligen Geist als ihrer ganz persönlichen Liebe feiern Vater und Sohn ewiglich den Jubel ihrer Liebe..“ (Fischer-Taschenbuch Christl. Religion unter ,Liebe’, katholisch).

Der kirchliche Autor kann nicht sagen, warum Gott glücklich sei, wenn er dreifaltig sei. Denn die Kirche kann Glück nicht als durch Ergänzung erfahrbar verstehen, sondern eher durch eine Abflachung. Da nämlich die drei göttlichen Personen keineswegs dual sind, können sie nur eine durch von Menschen behauptete Überlegung zustandekommende Freude empfinden. Diese Freude, die sie empfinden sollen, würde ich als Greisengeburt bezeichnen, die nur durch die überhandnehmende Leibfeindlichkeit des frühen Christentums in die Theologie Einzug fand. Dazu stellt sich noch die Frage, kann jemand, der sich glücklich fühlt, für das Leid der Menschheit empfänglich sein? Er würde sein eigenes Glück nicht mehr voll empfinden können, wenn er das Leid der Armen und Kranken, Traurigen und Leidenden der Welt fühlte und sich damit beschäftigte. Die Lösung: Die Gott rechtlich zustehende Glückseligkeit, die ein Katholik für ihn beanstanden müßte, ist eine Boshaftigkeit in Anbetracht der Tatsache, daß viele Menschen Leid haben. Aber Gott ist unpersönlich, daher kann er kein solches Problem haben, daß er Glück empfindet, obwohl er Trauer sieht.

,Vater und Sohn’ feiern nach Häring also ,ewiglich den Jubel ihrer Liebe’. Diese Ausdrucksweise ist sehr schwer zu verstehen, denn man versteht hier nicht, was gemeint ist. Man könnte fragen, was bedeutet denn: „Sie feiern Liebe?“ Die sonst übliche menschliche gewohnte Ausdrucksweise wäre „sie lieben sich.“ So wäre die Aussage jedoch eventuell nicht gerade erwünscht. Man würde auf eine erotische Männerbeziehung schließen können. Daher wird versucht, die Aussage nicht klar erscheinen zu lassen. Sie wird auch durch die Verwendung des Wortes ,Liebe’ unklar, da die klassischen Sprachen zwischen Geschlechtsliebe (eros, amor) und Nächstenliebe (agápe, caritas) unterscheiden. Bei der oft falsch „Gott ist die Liebe“ nach 1. Joh. 4,8 zitierten Stelle müßte es in Wahrheit heißen: ,Nächstenliebe’. Gott wird im Neuen Testament nur auf die agape bezogen, nie auf den eros.

Die Gottesliebe ist etwas, das die Kirche falsch einschätzt. Sie denkt nur, daß ihre göttlichen Wesenheiten sich der Erotik enthalten müssen. Da alle Aussagen über die göttlichen Personen nur von Menschen, und zwar von sehr wohl irrtumsfähigen, stammen, müssen wir erst diese Menschen genauer untersuchen, bevor wir die Aussagen über die Götter betrachten. Die Aussagen der Propheten, Kirchenlehrer und Professoren sind offenbar zutiefst von ihrem eigenen erfahrungslosen Empfinden beeinflußt und daher sehr subjektiv.

Daß Götter keine geschlechtliche Liebe kennen, wird nur von der Kirche und den drei monotheistischen Religionen behauptet. Diese meinen, daß die Realität der jenseitigen Welt vollständig von den jeweiligen Propheten erfaßt wurde, obwohl sich viele Einzelheiten der damaligen Lehrer, welche man mittels der modernen Naturforschung überprüfen konnte, sich heute als unwahr herausgestellt haben. Zwar ist die moderne Naturwissenschaft eher dazu geeignet, einen unpersönlichen Gott zu beweisen, doch ist daneben eine jenseitige Welt, die duale persönliche Geistwesen besitzt, auch einzubeziehen. Dabei hat Emanuel Swedenborg in seinem Buche ,De amore conjugiali’durch die Inspiration behauptet, daß die persönliche Liebe erst im Jenseits völlig zwischen Mann und Frau Erfüllung finde.

Damit wird die abstrakte Gottesliebe erstmals durch Benutzung der hier erfahrbaren geschlechtlichen Liebe auf das jenseitige Leben als konkrete Partnerliebe übertragen.


HeilandSeitenanfang

Die Antike kennt den Begriff des Heilands, der griech. Soter (σωτήρ), lateinisch klassisch Conservator oder Servator, im Kirchenlatein Salvator genannt wird. Dieser soll aus großer Not retten. Es ist oft Gott (Ζευ̃ς σωτήρ τρίτος erhält die dritte Weinspende beim Symposion, Plato leg. e, 692a; sowie im A.T.: ,Heiland in der Not’ heißt Jahwe Deut. [5.Mose] 32,15 u.a.), daneben bei den Heiden auch andere Götter (Asclepius, die Dioscuri, Diana [Artemis], Apollo, Sol Invictus, Hercules), aber auch Menschen, seien es noch Lebende wie große Staatsmänner (Caesar), als auch Verstorbene, wenn sie durch ihre Lehre halfen, wie Epicurus, und Jesus besonders in gnostischen Kreisen.

Die Festlegung von Göttern als Person: das Problem ist den Heiden wohl bekannt gewesen, doch ist keine Abhandlung darüber überliefert. Es wurden oft nur Eigenschaften wie ,fides’ = Treue oder Staatssymbole wie Roma (die Stadt Rom) zu Göttern erklärt und damit personifiziert. Man denke sich das so, wie wenn der Papst jemanden heiligspricht, denn einen Beweis für die Richtigkeit kann niemand liefern, weswegen die evang. Kirche diese Sitte nicht möchte. Doch ist die Antike ja bei der Vorbereitung des heutigen Christentums oft auch nur mit Dekreten vorgegangen.


Die Inspiration

Die Inspiration ist der Ausgangspunkt jeder neuen Religion. Sie ist Ursache von Prophezeiungen (Vorhersagen), wörtlichen Diktaten (religiös, künstlerisch, aber auch politisch), und wird von Jenseitigen her zu einem Empfänger (Mittler, Medium, Prophet etc.) durchgegeben. Das Wort bedeutet wörtlich ,Einhauchung’, ,Hineinatmen’, und ist vermutlich abgeleitet von 2. Tim. 3,16: „Jede von Gott eingegebene Schrift ist nützlich zur Lehre..(Omnis scriptura divinitus inspirata utilis est ad docendum.., πᾶσα γραφὴ θεόπνευστος ...“. Cicero verwendet dafür afflatus und instinctus, im Falle der Verzückung auch furor (μανία). Der griechische Ausdruck κατοχή, genauer κατοκωχή, welcher bei Plato vorkommt, deutet das Niederdrücken oder das Festhalten (Besessenheit) des Inspirierten durch einen Gott oder Geist eher an, aber kann auch nicht die modernen Ausdrücke ,Trance’ und ,Hellsehen’ korrekt wiedergeben. Man bezeichnet dies im späteren Latein mit somnus magneticus und claraudientia, ohne daß eine schriftliche Überlieferung aus der Antike auf uns gekommen wäre.

So auch das Pendel (perpendiculum), dessen Gebrauch für mantische Zwecke zuerst bei dem römischen Schriftsteller Ammianus Marcellinus (* um 330, † um 395) vorkommt. (29, 1, 28). Dort ist die Rede von zwei des Weissagens Erfahrenen (vaticinandi periti), namens Hilarius und Patricius, welche ein Gerät gebaut hätten, das ähnlich dem Delphischen Orakel Durchsagen aus dem Jenseits erhalte. Vor Richtern sollten sie das Gerät vorführen und erklärten: „Construximus, inquit, magnifici iudices, ad cortinae similitudinem Delphicae diris auspiciis de laureis virgulis hanc mensulam, quam videtis..“ = „Wir haben, werte Richter, ähnlich wie der Delphische Dreifuß bei unheilvollen Auspicien dieses Tischchen aus Lorberruten, das ihr hier seht, gebaut.“

Auf seinem äußersten runden Rand seien die 24 Buchstaben des Alphabets geschickt eingeritzt, und ein aufgehängter Ring (anulus), als Pendel verwendet, schwebte darüber. Es wurde gefragt, wer der Nachfolger des Kaisers Valentianus würde. Der Ring zeigte zu den Buchstaben ΘΕΟ. Daraus schloß man, daß der nächste Kaiser Theodorus heißen würde, was auch stimmte.

Die erste genauere Beschreibung der Inspiration bei einem klassischen Autor findet sich bei Cicero, De divinatione (Über die Weissagekunst) 1,70: Er zitiert dort seinen Lehrer, den Peripatetiker Cratippus. Dieser schildert, bei der Inspiration werde das Innere der Menschen in gewisser Beziehung von außen ergriffen und erfaßt (animos hominum quadam ex parte esse haustos et tractos). Er will also darauf hinaus, daß die Inspiration von außen wirkt.

Wie man weiß, ändert sich die Menschheit infolge der Evolution. Infolgedessen müßte sich auch die Inspiration ändern. Das kann man aus vielem, was wir beim Vergleichen antiker und neuerer Inspiration wissen, folgern. In der Antike war für die Toten meist ein dunkles, unangehmes Leben in der Unterwelt verkündet worden (s. auch die Anrufung des toten Samuel). In christlicher Zeit änderte sich das: Jesus verkündet für die, die an in glauben, ein schönes Leben im Himmel (Jenseits), für die anderen ,Heulen und Zähneklappern’. Die gleiche Einteilung machen zur etwa gleichen Zeit auch andere, z. B. Vergilius in der Aeneis, wo die Toten in der Unterwelt (Hades) verschieden gerichtet werden (Aeneis, Kap. 6).

Die Inspiration bedeutet die sog. „innere Stimme“, wie sie im Alten Testament von Moses geschildert wird, und welche mit dem betreffenden Medium konkret spricht. Dabei können auch ganze Bücher diktiert werden, auch Silbe für Silbe, Zeichen für Zeichen. In Platos ,Ion’ wird hervorgehoben, daß die Schönheit dichterischer und musikalischer Werke nur durch die Inspiration durch Götter zustandekommen könne. Die Einzelheiten sind freilich nicht mehr nachprüfbar, da die griechische Musik durch die Kirche vernichtet worden ist. Auch die Freudsche ,zusätzliche Mehrleistung’ wird bereits angedeutet. Das Wirken der Inspiration zeige sich nach Plato darin, daß jemand, der ein bestimmtes Fachgebiet nicht gelernt habe, durch die Inspiration so gute Leistungen vollbringe, daß er ausgebildete Leute gar übertreffen könne. Die Moderne verwendet außer der religiösen Bedeutung auch die teilweise antike Bedeutung von inspiratio als ,Einfall’, ,Gedanke’. In unserer Zeit konnte auch das moderne Musikmedium Rosemary Brown als einfache, nicht so begabte Hausfrau Kompositionen großer verstorbener Komponisten durch automatisches Schreiben in solcher Qualität niederschreiben, daß auch Fachleute ihre Fähigkeiten anerkannten. Ein Kritikpunkt, der bei solchen Sitzungen auftritt, soll erwähnt werden: Die ,zusätzliche Mehrleistung’ ist nicht hoch, so daß keine neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse erwartet werden können. Doch ist das in der Bibel nicht ganz anders. Die heutigen Psychologen sind hier verschiedener Meinung. Sie können meist wenig zur Klärung beitragen.

Im alten Testament heißt es oft: „Gott sprach“. Dann möchte der betreffende Autor sagen, daß es sich nicht um die persönliche Meinung des Sprechers handelt, sondern daß dieser unter Inspiration spricht. Genauer lesen wir darüber in 1. Samuel 9,8: „Vorzeiten in Israel, wenn man ging, Gott zu fragen, sprach man: »Kommt, laßt uns gehen zu dem Seher«, denn die man jetzt Propheten heißt, die hieß man vor Zeiten Seher.“ Es war dies ein allgemeiner Brauch in der ganzen Antike, siehe das Orakel von Delphi. In der Vulgata wird das Gespräch Mosis mit Gott auch als ,Orakel’ bezeichnet: ,cumque ingrederetur Moses tabernaculum foederis ut consuleret oraculum ...’ = ,und als Moses die Stiftshütte betrat, um das Orakel um Rat zu fragen...’ Danach kam man davon ab, und nur noch die Könige hatten ihre Hofseher, wie z. B. der bekannte Natan unter David. Im Untergrund gab es außerdem noch die Totenbefragung (1. Sam. 2).
Entsprechend sagt Jesus „Ich aber sage euch,“ wenn er durch seine eigene Inspiration erhaltene Lehren verkünden will.

Die Kirche verwendet statt des Wortes ,Inspiration’ den Begriff ,Offenbarung’ (als Übersetzung von ,revelatio’ = ’αποκάλυψις). Die lat.-griechischen Worte bedeuten ,Enthüllung’ einer Sache, die vorher verborgen und unbekannt war. So müßte man genauer sagen: die Inspiration bewirkt die Offenbarung, was die Kirche einfach ausläßt. Hohe Wichtigkeit hat die sog. Offenbarung auch bei Paulus, wenn sie immer neu von lebenden Propheten verkündet wird und nicht nur von der Bibel her von verstorbenen Propheten erfahren. Die kath. Betrachtung verwendet den Begriff nur für die Propheten und Jesu Erklärungen, welch letztere wir ohne alle Kritik zu glauben hätten, da er als Sohn Gottes nicht lüge. Es wird dabei weder der nicht zustandegekommene Weltuntergang noch die nicht erfolgte Wiederkehr Jesu berücksichtigt und auch nicht die Relativität und Unbeweisbarkeit seiner Prophetie und einzelner das Jenseits betreffender Behauptungen. Die ev. Kirche gibt allerdings schon zu: „Allgemeingültig und bleibend wertvoll ist aber an der christlichen Offenbarung nur das, was von der Vernunft bestätigt wird“ (Prof. W. v. Loewenich, Fischer-Lexikon Christl. Religion).

Die Kirche möchte also die antike biblische Offenbarung, versucht aber, eine Abstinenz von heutiger, neuzeitlicher Offenbarung durchzusetzen. Sie behauptet, die Offenbarung sei mit dem Neuen Testament abgeschlossen. Ganz unbiblisch, denn in der Bibel wird oft auf neue wahrsagende Prophetien Wert gelegt. Z. B. kündigt Jesus bei Matthäus 23, 34 weitere Propheten an: „Ich werde euch Propheten, weise Männer und echte Gesetzeslehrer schicken.“ Warum die großen Kirchen aber moderne Propheten nicht gern wollen, ist mit wenigen Worten zu sagen: 1) Da die Bibel öfter von den Kirchen falsch interpretiert wird, wird Kritik bei den Durchsagen hörbar, welche die Kirchenlehre tadelt und verändert. 2) Auch dürfen moderne wissenschaftliche Erkenntnisse in moderne Durchsagen einfließen, was die Bibel entwerten kann. 3) Die Aussagen der einzelnen Propheten unterscheiden sich, wie das schon immer der Fall war, so daß die Relativität der religösen Inspiration merkbar wird und manches, was früher als unantastbar galt, in Zweifel gezogen werden könnte. Durch die Abschaffung neuer Inspiration ist praktisch wie oben erwähnt der Kirchenkult nur noch eine ,atheistische Gedächtnisreligion’, da die höhere Welt sich nicht mehr aktuell äußern kann, sondern nur über frühere Durchsagen.

Die wichtigen Apostel Petrus und Paulus kommen ohne die Mantik (d. h. die Offenbarung oder Inspiration) auf Dauer nicht aus: Petrus hört Stimmen, Paulus nimmt dazu noch an Séancen teil. Für Paulus ist ,prophetare’ (προφητεύειν) = prophezeien, in Trance reden, äußerst bedeutsam: „…am meisten aber (möchte ich), daß ihr weissagen möget“ (1. Cor. 14). Dabei werden sogar Frauen für die Prophetie zugelassen (1. Cor. 11, 5). Im wissenschaftlichen Sinne kann man sagen, daß für Paulus keine schriftlich festgelegte Religion für den Gottesdienst Sinn hat (Vorlesen von auch noch so heiligen Büchern ist Nebensache), sondern er wünscht die ,Offenbarung’ (’αποκάλυψις) durch zwei oder drei lebende Propheten, über die sich Geister (spiritus, πνεύματα) melden (1. Cor. 14, 29). Eine solche Vorhersage ist überliefert bei 1. Tim. 4,1: „Der Geist sagt ausdrücklich..“ Und da kann man ja sofort lernen, warum die Kirche solche Séancen später vorbot: Es wurde Kritik an der Kirche geübt. Auch die in der Kirche aufkommende Unterdrückung der Sexualität werden in der zitierten Séance schon erwähnt, der Geist warnt nämlich vor einer neuen Richtung in der Kirche, die nicht mehr die Mantik gestattet und lügt sowie die Sexualität behindert: „.. ψευδολόγων ... / κωλυόντων γαμει̃ν)...“ („.. lügend ... am Heiraten hindernd“). So hat die Antike die moderne katholische Kirche vorausgesehen, sogar in der so parteiischen und rechthaberischen Bibel, die daher ungeeignet wäre für die Erfassung der Antike, wenn sie nicht klar die Mantik anerkennte.
Und die erwähnte ,Offenbarung’ (revelatio = apocalypsis [ἀποκάλυψις], welche nichts weiter ist als Vorhersagen, so 1. Cor. 14,6 (dort ungenau erwähnt), wurde für die Kirche aber noch schwieriger, da der sagenhafte Weltuntergang nie kam. Nun beantwortet sich die Frage, warum die Kirche keine Prophetie, wie sie diese Séancen heute noch nennt, mehr für vernünftig hält und abgeschafft hat: Sie hat gelernt, daß solche Vorhersagen oft nicht in Erfüllung gehen. Nun müßte sie eigentlich dasselbe mit den Lehren Jesu, die sich auf das Jenseits beziehen, tun: sie auch abschaffen. Sie ist dazu aber kaum in der Lage, da sie ja ihr großes Kapital, die sozialen Einrichtungen, die Gebäude und auch ihre eigenen Gehälter, verlöre. So lügt sie oder verkennt, was sie eigentlich hätte tun sollen. Nun verwendet sie in Büchern gar nicht den Fachausdruck ,Inspiration’, was eine solche Durchsage durch Geister ja ist (so im Fischer-Lexikon ,Christliche Religion’), wo statt dessen von ,Offenbarung’ (s. unten ,Inspiration’), oder heutige Theologen versuchen nur oberflächlich und ohne klare Erklärung auf die Inspiration der Bibel (nicht also auf die heutige Zeit) einzugehen. Leider ist das Wort ,Inspiration’ in Reclams Bibellexikon nicht als Ursache der Prophetie erklärt. Dort benennt die Kirche am Schluß des Artikels ,Prophet(en)’ den für sie scheinbar einzig einleuchtenden Grund, warum ein Kirchengläubiger nur über antike Propheten lesen und nicht von lebenden Propheten erbaut werden solle: „Das Überhandnehmen solcher falscher Propheten und die Schwierigkeit ihrer Unterscheidung von wahren Propheten waren wohl die entscheidenen Ursachen für das allmähliche Zurücktreten des Prophetentums.“ Aber kennt denn der Autor dieser Worte gar nicht die Absolutheitsansprüche der Kirche? Sie verlangt, daß ihre Mitglieder blind glauben müssen, was sie für rechtens hält. Daher konnte es kaum geschehen, daß richtige Propheten nach Paulus aufgetreten wären. Man kann in spirituellem Sinne sagen, eine Kirche, die der Propheten wert wäre, würde sie auch erhalten; oder umgekehrt, eine Kirche, die keine Propheten mehr kennt, sei auch keiner Propheten mehr wert!

Wie die Inspiration bei Jesu wirkt, ist nicht genauso exakt beschrieben worden wie bei Moses. Es wird vermutet, daß Jesus wie Moses auch die „innere Stimme“ hörte. Dies schließe ich aus den heutigen Propheten, die auch derartige Botschaften erhalten, aber auch aus Äußerungen der Bibel.

Augustinus nennt inspirierte Schriften ,scriptum divine’ = ,göttlich geschrieben’ (De civ. Dei, 15,23). Er nimmt nur biblische canonisierte Bücher als göttlich und damit für seine Glaubenshaltung erforderlich an, muß dabei aber oft Widersprüche in Kauf nehmen.

Götter werden immer je nach Propheten anders geschildert. Dabei ist bekannt, daß je nach Persönlichkeit und Bildung der Propheten ganz unterschiedliche Aussagen kommen. Behauptung: Die Würde der Inspiration ist zwar immer groß, aber die ungeeignete Ausbildung der Propheten kann stören. Es war nämlich in der klassischen Antike nie am Delphischen Orakel Anstoß genommen worden, da die Priesterinnen offenbar gut ausgebildet waren. Die Inspiration kann auch lügen. Entweder werden Verhersagen nicht wahr, oder es wird über weltliche Dinge gelogen. Siehe auch unter ,Hyperexaltation’.

Die Antike hat in Bezug auf die Theologie eher feministische Wurzeln. Die Römer haben die Religion der Etrusker übernommen; diese stützt sich auf den sagenhaften Göttersohn Tages sowie auf die Nymphe Begoë. Tăgēs (gen Tăgētis, acc Tăgēn oder Tăgētem) war ,an Jahren ein Jüngling, an Weisheit ein Greis’, wurde beim Pflügen plötzlich aus einer Ackerscholle sichtber und lehrte die Etrusker die Haruspicina (Eingeweideschau). Begoë (auch Vegoia genannt, etruskisch Lasa Vecuvia) hat die Werke „Ars fulguritoria“ („Blitzkunst“) und „Agrimensura“ („Ackervermessung“) geschrieben. Sie sind zwar nicht überliefert, auch nicht die in der Antike noch existierende, auf obige Werke eingehende Schrift „De rebus divinis“ des Tarquitius Priscus, doch wird auf letzteren Autor bei Macrobius und Plinius hingewiesen. Der Name Begoë ist indogermanisch, da verwandt zu keltisch ,beg’ = Verfluchung. Sie war eine Göttin der Blitze. Die Etrusker hatten bereits die spätere römische Göttertrias Juppiter-Juno-Minerva, bei ihnen Tinia-Uni-Menerva genannt.

Die römische Staatsreligion wurde vom König Numa Pompilius festgesetzt. Er wurde durch die Nymphe Egeria beraten. Eine der sogenannten Sibyllen, die Sibylle Nr. 2 von Cumae, übergab dem letzten König Roms, Tarquinius Superbus, die sog. ,Sibyllinischen Bücher’, welche in Rom in Notzeiten herangezogen wurden. Die obersten Götter waren Juppiter, seine Frau Juno und seine jungfräuliche Tochter Minerva (Athena). Die Römer sahen in Juppiter das höchste Wesen und nannten ihn wie die Christen ,Vater’ (parens). Während aber die Christen als Zweiten neben dem Vatergott Jesum anführen, ist für Horaz (ein wichtiger römischer Dichter) die Tochter Juppiters, Minerva (Athena), die zweitwichtigste Person im Himmel.

Bei den Heiden (pagani) hatten die Frauen oft in der Theologie mehr Vorrechte. Sie waren auch mit ihren Priesterinnen, aber auch durch Stadtgöttinnen wie Athena in Athen, vertreten.

Die Priesterinnen konnten dabei, besonders als Priesterinnen des Apollo, ganze Länder beraten. Bei den alten Germanen, die ja unsere Vorfahren sind, wurden Priesterinnen herangezogen, die aus dem Verhalten der Pferde Vorhersagen abgeben mußten. Die Frauen waren bei den Germanen nicht Diener, sondern ,socii’ (Gefährten) der Männer. Auch gab es in der griechischen Inselwelt noch Reste von Matriarchat.

Die Kirche verbot die heidnischen Kulte. Kaiser Karl d. G. ließ 804 in Verden an der Aller 4500 Sachsenführer ermorden, verbot jede Art von heidnischem Kult. Alle anderen Religionen bis auf Juden und Christen wurden in Europa ausgerottet. In Amerika hat sie am meisten unter der einheimischen indianischen Bevölkerung gewütet. Es gibt Berichte, daß in Mittelamerika 50 Millionen Indianer durch Folter getötet worden seien, weil sie die christliche Religion nicht annehmen wollten. Der letzte Inka-Kaiser Tupac Amara II. wurde zusammen mit seiner Frau Michaela am 18. 5. 1791 gevierteilt.

Die Creationslehre (Erschaffungslehre) der Bibel und mancher anderer Religionen ist falsch, da die Welt nicht in Tagen oder Wochen, sondern in Jahrmillionen enstand. Auch die sagenhafte Erschaffung des Weibes aus der Rippe des Mannes ist diskriminierend und völlig unwissenschaftlich. Es ist auch keine Spur einer Evolutionslehre im Alten Testament vorhanden. Dafür wird vorgetäuscht, daß Gott eine Welt ohne Tod geschaffen habe, die so gar nicht denkbar wäre, wenn Adam und Eva unbewaffnet und umgeben von wilden Tieren erschaffen würden. Auch die Abstammung der Geschöpfe voneinander (Evolution nach Darvin) ist nicht erklärt. Hier sieht man also Irrtümer der Inspiration.


Die SatisfactionslehreSeitenanfang

Die Lehre von der Satisfaction (Satisfaktion, satisfactio = ,Genugtuung’, von satis = genug und facere = tun) = Satisfaktionslehre ist eine antike, sehr wichtige Lehre, die alle Heiden, aber auch die Christen, annahmen. Sie beruht auf dem Glauben, daß einem Gotte durch eine Opfergabe eine gewisse Genugtuung (Befriedigung) verschafft werde. Diese wird am besten durch ein Opfer erwirkt, indem Tiere geschlachtet werden.  Die speziell christliche Satisfactionslehre wurde erst recht spät, im Mittelalter, von Anselm von Canterbury (1033-1109), dem ,Vater der Scholastik’, formuliert. Zur allgemeinen Satisfactionslehre sind im Alten Testament Hinweise gegeben, die sie belegen:

„Du sollst das Blut meines Opfers nicht zugleich mit dem Sauerteig opfern, und das Fett von meinem Fest soll nicht über Nacht bleiben bis zum Morgen.“ (2.Mose 23,18) / Das tägliche Opfer: „Und dies sollst du auf dem Altar tun: Zwei einjährige Schafe sollst du an jedem Tage darauf opfern..“ Man konnte sich die Opfer also nicht aussuchen, sondern mußte ganz nach Vorschrift gehen. Dabei werden die Opfergaben verbrannt, unter Beigabe von Salz. Aaron sollte sogar zweimal täglich ein Zehntel Scheffel feinstes Mehl opfern (Lev. [3. Mose] 6, 13).

Auch mag Jehova gern lieblichen Geruch (Lev. [3. Mose] 6, 14). Bei der Einweihung des Tempels opferte Salomo „zweiundzwanzigtausend Rinder und hundertzwanzigtausend Schafe“ (2.Chr 7,5).

Die Griechen und Römer opferten auch Schafe, daneben auch Rinder und Schweine. Das heiligste Opfer ist bei den Römern die ,sus plena’ = trächtige Sau. Ansonsten ist wichtig das Opfer der Suovetaurilia, bei dem drei Tiere: Schwein, Schaf, Stier (sus, ovis, taurus) geopfert wurden und bei sich die Opfernden von gewissen Dingen negativer Art reinigen (Sühneopfer). Die Griechen haben daneben noch kompliziertere, ja nach Zeit und Gegend abweichende Riten. Besonders bekannt ist die Erzählung der Ilias, in der die Göttin Artemis Satisfaction wegen der Tötung einer ihr heiligen Hirschkuh verlangt: Sie fordert den König Agamemnon auf, seine Tochter Iphigenia für sie zu opfern. Dieser will gehorchen und schickt sich schon zum Opfer an, doch nimmt es die Göttin nicht an, entrückt Iphigenia nach Tauris und läßt an Stelle der Jungfrau eine Hirschkuh erscheinen. Ähnlich im Alten Testament:

„Und als sie an die Stätte kamen, die ihm Gott gesagt hatte, baute Abraham dort einen Altar und legte das Holz darauf und band seinen Sohn Isaak, legte ihn auf den Altar oben auf das Holz.“ (Gen. [1.Mose] 22,9). Dort wird Abraham zunächst genötigt, die Vorbereitung zur Tötung seines Sohnes Isaak zu treffen. Die Tötung wird aber Abraham dann erlassen.

Die christliche Satisfactionslehre ist hierauf aufgebaut. Gott will die Menschheit angeblich endlich vom Unglück erlösen. Das muß er aber nicht so tun, wie es die Bibel will, indem der stirbt und dann im Jenseits weiterlebt, sondern er will es hier auf  Erden, falls die gewünschte Lehre angenommen würde. Dabei ist Jesus das willige, oder oft nur sehr unwillige Werkzeug (er will z. B. so ganz innerlich freiwillig nicht auf Golgatha, wo er sagt: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ (Lc 22,42)) Da kommt Jesus aber nicht ,ungeschoren’, d. h. ungekreuzigt, davon. Er leidet, damit die Menschheit erlöst werde. Im Gegensatze zu der normalen (heidnischen) Satisfactionstheorie wird jedoch nichts von den Menschen geopfert oder weggenommen, sondern von einem Göttersohn, falls wir Jesum denn als ,göttlich’ ansetzen. Der ist dann sowohl durch eigene Kraft ein Büßer, indem er sich für die Menschen opfert, als auch durch die ,Liebe’ seines Vatergottes, der ihn dafür auserwählt. So ist denn die sog. Liebe Gottes am Anfang ein schlechtes Erlebnis, da Jesus somit Leid erdulden muß. Später wird er jedoch als Quasi-Gott verehrt, so daß er sich von dieser Seite her große menschliche Liebe verschafft.

Dabei ist jedoch die Liebe des Vatergottes pervers, da er ja auch sich selbst nicht anstrengt, sondern einen anderen, seinen eigenen (besonders nur von Jesu als einzigen genannten) Sohn dafür bestimmt, indem er ihn bestraft für Sünden, die der Sohn angeblich gar nicht begangen habe, die der Menschen; und diese Lehre, die logisch nicht ganz aufgeht, ist somit auch als pervers, und ihr Gott ist als masochistisch bezeichnet worden. (Masochistisch = jemand, der Freude empfindet am Schmerze anderer.)

Die Lehre von der Sohnschaft (filiatio) ist nicht nur christlich, sondern in vielen Religionen verbreitet, so z. B. ist der chinesische Kaiser ,Sohn des Himmels’, der Inkakaiser ,Sohn der Sonne’, und gerade die Antike ist voller Erzählungen über die Söhne und Töchter von Göttern, z. B. in Ägypten. Die jüdische Religion zeichnet sich aber dadurch aus, daß Jehova nur Söhne hat. Der Islam hingegen lehnt die Lehre, daß ein Gott anders als Allah existiere, ab und damit auch noch die Lehre Jesu, daß dieser Gottes (= Jehovas) Sohn sei: „Nicht steht es Allah an, einen Sohn zu zeugen“ (19, 36).

Die normale Logik würde so lauten: Der große, mächtige, nach christlicher Lehre allmächtige Gott ist einmal so gut gelaunt gewesen, daß er endlich den Tod abschafft. Er erfindet eine Methode, daß die Menschen trotz der dann anwachsenden Menschenzahl nicht sich nicht erdrücken und macht somit, was er angeblich schon einmal, bei Erschaffung des Paradieses geleistet hatte. Dabei würde dieser scheinbare Weg durchaus sinnlos, wenn alle Würmer die gleichen Ideen und Möglichkeiten hätten wie alle Hunde, Tiere überhaupt und alle Menschen. Es gäbe praktisch keine Menschen, die uns interessierten, da wir alle gleich wären.

So wird also die Idee, alles auf einmal haben zu wollen, ad absurdum geführt. Die meisten christlichen Theologen antworten auch auf die Frage, warum Gott nur durch den Kreuzestod die Welt erlösen wolle: „Das ist Gottes unerforschlicher Ratschluß.“ Das heißt aber, sie haben keine Antwort; und das heißt weiter, daß die andere Erklärung, die Satisfactionslehre ist falsch, auch möglich wäre. Beweise bieten andere Religionen; das muß ich nicht einzeln zeigen, aber auch praktische Erklärungen:

Nach dem Kreuzestod Jesu ging es wie immer weiter: Die Welt geht nicht unter, und die Menschen bekriegen sich, werden älter, sterben. Es war nichts anders geworden außer einige Kleinigkeiten: die massenhafte Aussetzung von Kindern, die Tierhetzen mit Ermordung von Kriegsgefangenen im Circus hörte auf. Aber die Seuchen wie Pest und Cholera, die geringe wissenschaftliche Erkenntnis, Kriege und Hungersnöte bleiben. Wichtige, unersetzbare Kulturdenkmäler der Antike wurden für immer vernichtet: die großen Tempel mit den herrlichsten Götterbildern, die theologischen Bücher der Alten, die gesamte altgriechische und lateinische Musik, und die Integrität der Menschen wird nach der Sitte von Greisen verändert. Auch wir die Welt in das Dunkel des Mittelalters geführt: die Technik bleibt viele Jahrhunderte hinter der des Altertums zurück; die Religions- und Geistes- und Gewissensfreiheit und die wissenschaftliche Forschung werden unterdrückt, und die Christinanisierung wird durch Mord vorangetrieben. Das Alte Testament hat davor eindringlich gewarnt, wie schon die alten Juden meinten; da die deutschen Bibelübersetzungen hier zu ungenau sind, gebe ich die Stelle nach der Vulgata: „.. maledictus a Deo est qui pendet in ligno“ (deutsch: „von Gott verflucht ist, wer am Holz (Querholz des Kreuzes) hängt“ (Holz: עֵץ [‘ejz] bedeutet zunächst ,Holz’, dann aber auch patibulum, crux [Querholz des Kreuzes, Kreuz, z. B. Gen. 40,19 und Jos. 8,29] – daneben Paulus; „Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er zum Fluch (κατάρα, maledictum) wurde für uns; denn es steht geschrieben (5. Mose 21,23): »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt« (Gal 3,13). Diese merkwürdige, geradezu blasphemisch wirkende Äußerung, denn Jesus müßte eigenlich für seine Freunde zum Segen und nicht zum Fluch werden, stört und bekennt, daß man hier falsch denkt. So ist die Inversion der Logik, z. B. ,Jesus ist tot – aber er lebt jetzt weiter“ eine Triebkraft bei religiösen Menschen, die durch ihre gestörte Logik die religiöse Einsicht vermindern. Das Aufkommen der jenseitsfeindlichen Stimmung in der heutigen Zeit ist die Folge davon. Denn während die alten Christen sich ganz auf das Leben im Jenseits vorbereiteten, ist bei uns der diesseitige Lebensgenuß vorrangig.

So ist die Lehre von der christlichen Liebe ins Gegenteil gezogen worden, und statt der Verzeihung galt Rache und Terror dem Ketzer.

Der Koran geht auf die Kirchenlehre vom Kreuzestod Jesu ein, indem er ihn ablehnt: »Und weil sie sprachen „Siehe, wir haben den Messias Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, ermordet“ – doch ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten ihn nicht, sondern einen ihm ähnlichen – ... (darum verfluchten wir sie)... und nicht töteten sie ihn in Wirklichkeit...« (4, 156).

Die Mittel, den Griechen ins Handwerk zu pfuschen, wurden ausgenutzt, indem die vorher allgemein anerkannte Mantik heute nur noch in Asien wirklich beruflich ausgeübt werden darf. Bei uns ist nämlich gewerbliches Wahrsagen verboten. So kann die Lehre der Kirche aber nicht ganz verstanden werden. Es bleibt immer noch die Hoffnung auf ein Jenseits, das dann Ausgleich schaffen soll, wenn die Bergpredigt (sermo montanus) genau verstanden und beherzigt wird.


GanztodtheorieSeitenanfang

Die sog. ,Ganztodtheorie’ ist nicht genuin christlich, wenn auch antik, und ist leider im 20. Jahrhundert von evangelischen Theologen unter Führung des sehr bekannten Karl Barth (1886-1968) verfaßt worden. Darüber schreibt Dr. Rudolf Stählin, München, Anhänger der ,Ganztodtheorie’, im Fischer-Taschenbuch ,Christliche Religion’, unter „Tod (evangelisch)“: „Und zwar ergeht das Gericht des Todes über den ganzen Menschen, über die Seele ebenso wie über den Leib. Die ... idealistische Theorie von der Unsterblichkeit der Seele, nach welcher die Seele göttlichen Wesens sei und daher vom Tode nicht berührt werde, verkennt den Ernst dieses Gerichtes ebenso wie die Natur des Menschen und ist mit dem Glauben an die Auferstehung nicht zu vereinbaren.“ Dabei kann Gott, so ist die positive Aussage dieser schlechten Theologie, gerade noch Glück haben, wenn er erfährt, daß er sich noch unter den Lebenden aufhalten dürfe, obwohl er nur Geist ist und keinen Körper hat; eine tote Seele darf das aber nach den Barthianern nicht. Es wäre zu fragen, was Jesus dann eigentlich noch zu tun hatte, als er auftrat? Denn eine Auferstehung nahmen die Juden ja auch an. Mit Bibelsprüchen argumentiert dieser Theologe hier zu scheinheilig, denn er führt nur das Alte Testament an, was sich eigentlich nur schwer als Beweis für ein Weiterleben nach dem Tode heranziehen läßt, und zwar nur den 90. Psalm. Dort heißt es nur, daß wir sterben müssen, aber nicht weiter kommentiert. Auch findet man in diesem Psalm die Wiedergeburt: „Gott... der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder“. Noch dazu werden wir ermahnt „Lehre uns zu bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.“ Das könnte auch bedeuten, daß wir endlich im Tode, also im Jenseits, klug sein werden. Das müßte doch der Autor näher erleutern; was er aber wohlweislich nicht tut. Auch ist der Schreiber des 90. Psalmes nach der Überlieferung Moses und nicht Jesus. Es ist unglaublich, daß die Kirche so etwas akzeptiert, und nicht ein einziges Machtwort Jesu aus dem Neuen Testament, wie es deren viele gibt, zugleich angeführt wird. Die dreisteste Behauptung ist, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele sei ,unbiblisch’. Auch geht der Schreiber nicht auf die antike Ganztodtheorie ein. Diese ist von Epicurus erstmals formuliert worden. Dieser nahm an, daß die Seele im Blut sei. Da dieses aber beim Tode vergehe, werde auch die Seele aufgelöst. Epicur hat aber die Götter, also Lebewesen ohne Körper, als existent angesehen, und wir wissen heute, daß die Seele nicht im Blute ist, da man heute ja Bluttransfusionen kennt.

Das Alte Testament enthält sogar eine Stelle (1. Sam. 2), wo die Wahrsagerin von Endor den verstorbenen Samuel ruft. Daheraus sollte man folgern, daß die Toten sich melden, wenn man eine Séance macht, und also leben. Die Wahrsagerin fiel in Trance und erkannte, daß der König Saul sie besuchte. Eine solche Stelle wurde extra ins Alte Testament gelassen, um Spirituelles nicht völlig auszuradieren, obwohl eine solche Séance sonst bei Todesstrafe verboten war.

Die von Barthianern immer wieder geäußerte Meinung ist stark marxistisch, wenigstens aber materialistisch geprägt. Sie ist zudem unbiblisch, wenigsten was das Neue Testament betrifft, und oft sind Lügen, zumindest ungenaue Aussagen eingearbeitet, damit die Bibel für Marxisten oder Materialisten akzeptabel wird. Es wird die esoterische Lehre Rudolf Steiners (Anthroposophie) verkannt, und die Geistwesen in der Bibel (Heerscharen, Engel) werden weggelassen.

Die ausführliche Darstellung der Ganztodtheorie ist nicht anders zu verstehen, als daß Gott sich auch vor sich selbst in Acht und Bann legen lassen müßte, falls das Wort Gottes nicht von Propheten anders wiedergegeben worden wäre. Denn die Propheten (und Theologen) meinen, daß ein Gott, der keinen Körper habe, existieren solle. Der Körper ist also nicht nötig für eine sehr bedeutende, die bedeutendste Existenz überhaupt, nämlich die Gottes. Kann Gott ohne Körper existieren, muß auch ein weniger kluges, weniger gutes oder geringeres Wesen als Gott ohne Körper existieren können. Denn Gott gilt den Christen als Vater. Er ist unsterblich, daher sind seine Kinder ebenso, durchaus aber nur für ihn, falls prophetische (mediale) Menschen, die Tote bemerken, ausgelassen werden: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen, denn ihm leben sie alle..“ (Luc 20,38). Dabei fehlt beim obigen Autor Jesu ausdrücklicher Hinweis, daß man nur den Körper, aber nicht die Seele töten könne (Math. 10,28). Auch Jesu Wort zu Barnabas, wo er betont, daß dieser gleich im Paradies sein werde, wird ganz einfach weggelassen (Luc. 23,43). Es sind also Probleme mit dem Glauben aufgetreten, die wir als Anfechtung anklagen, da hiermit jeder Trost bei Trauer vergällt und geschmälert würde: Es kommt stattdessen eine Pseudoreligion heraus.

Die ,Auferstehung’ (resurrectio, ἀνάστασις) soll nach der Lehre der Apocalypsis [Offenbarung] Johannis dann nach 1000 Jahren die Schlechten wiedererwecken; die Guten, die Jesum angenommen haben, sind jedoch sofort im Paradies: „Diese lebten und regierten mit Christo tausend Jahre. Die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung.“ (Apoc. 20,4). Dieser ,Chiliasmus’ ist auch in der Aeneis vorhanden. Da diese für Ungläubige furchteinflößende Botschaft mit dem Weltuntergang droht, ist sie immer wieder als Lockmittel, auch von Sekten, verwendet worden.

In der Antike war es oft möglich, ,Séancen’ abzuhalten, doch ist außer im Alten Testament keine Aussage eines Toten, sondern nur eine philosphische Erklärung, überliefert. Es wurde schon oben die Wahrsagerin von Endor erwähnt. Ciceros Bruder Quintus nahm recht oft an solchen Séancen teil. Man weiß aber nichts Genaues, außer daß eine Stelle aus dem ursprünglich griechischen Buch Consolatio Crantoris (Crantors Trost, Κράντορος ,Περὶ πένθους) überliefert ist. Dieses Buch hält Cicero nicht nur für groß, nein, sogar für herrlich! Und der Philosoph Panaetius lehrte, man müsse es gar völlig auswendig lernen! (Cic. Lucullus: § 135: Legimus omnes Crantoris veteris Academici de luctu; est enim non magnus verum aureolus et, ut Tuberoni Panaetius praecipit, ad verbum ediscendus libellus.)

Cicero schreibt: „Er sagt nämlich, daß ein gewisser Terinaeus aus Elys, welcher wegen des Todes seines Sohnes sehr litt, zu einer Séance ging (wörtlich: in ein Psychomanteum) und sich erkundigte, was die Ursache seines großen Unglücks gewesen sei. Ihm seien auf drei Tafeln folgende Verse verkündet worden:

,Menschen, unkundig zu verstehen, irren im Leben:
Durch den Willen der göttlichen Schickung mußte Euthynous sterben.
So war es für ihn selbst und für dich besser, daß er endete.’ “

(Cic. Tusc. disp. 1, cap. 48, § 115: simile quiddam est in Consolatione Crantoris: ait enim Terinaeum quendam Elysium, cum graviter filii mortem maereret, venisse in psychomantium quaerentem, quae fuisset tantae calamitatis causa; huic in tabellis tris huius modi versiculos datos: ‘Ignaris homines in vita mentibus errant: Euthynous potitur fatorum numine leto. Sic fuit utilius finiri ipsique tibique.’)


Die MantikSeitenanfang

Die Mantik (lat. divinatio, griech. μαντική, deutsch veraltet Wahrsagerei, eher Mediumismus oder Prophetie [letzteres kirchlich gefärbt]) ist die versuchsweise oder tatsächliche Fähigkeit, mit der jenseitigen Welt (Götter, Geister) in Verbindung zu treten. Sie kann künstlich (artificialis) oder natürlich (naturalis) sein. Neben dieser Einteilung kann man noch einteilen in Theomantik (Götterbefragung) und Necyomantik (Totenbefragung). Die künstliche Mantik kann ausgeübt werden mit der Eingeweideschau (Haruspicina), für deren Beherrschung die Babylonier exaktestes Wissen aufschrieben, und die heute noch in Afrika angewandt wird. Auch der bedeutende griechische Schriftsteller Xenophon betont, daß er ohne Befolgung der Haruspicina nicht überlebt hätte. Auch versuchten die Römer durch Beobachtung des Vogelfluges, die Zukunft vorauszusagen (auspicium = Vogelschau). Aus dieser Zeit stammt das Wappen der Deutschen, der Adler. Die künstliche Mantik kommt im Alten Testament vor z. B. bei den Orakelgegenständen Urim und Tummim (z. B. Deut. 33,8) und im Orakelschild.

Die andere, natürliche Mantik, die besonders den Propheten eigen ist, kann man in der Antike gut fassen, wenn man die Bücher Mosis prüft. Hier wird das Aufkommen der ,inneren Stimme’ deutlicher als sonst und sogar beinahe wissenschaftlich beschrieben: Zum ersten Mal tritt diese „Gottesstimme“ auf: Exod. [2. Mose] 3 auf. Hier wird der Prophet Moses plötzlich von der ,inneren Stimme’angesprochen, und als er fragt, wer ihn anspreche, vernimmt er (V. 14): אהיה אשר אהיה = “Ego sum qui sum” = „Ich bin, der ich bin“ (oder: „Ich werde sein, der ich sein werde“, was die plötzlich einsetzende Stimme aber nicht erklärt, da sie zu der Zeit, wo Moses die Frage stellt, zu hören ist). Das Christentum behauptete das wörtliche Diktat der „heiligen Schrift“, so im Concil von Trient 1546, wo man aber zugestand, daß Irrtümer möglich waren: “…sublatis erroribus…omnes libros tam Veteris quam Novi Testamenti, cum utriusque unus Deus sit auctor, nec non traditiones ipsas, … tamquam vel oretenus a Christo, vel a Spiritu Sancto dictatas…” (Gott sei der einzige Autor der kanonischen Bücher der Bibel, und sie seien mitsamt der Überlieferung, von Irrtümern abgesehen, gleichsam oder wortwörtlich von Christo oder vom Hl. Geist diktiert). Die Lutheraner meinten sogar, die Heilige Schrift sei einschließlich Punkt und Komma wörtlich von Gott diktiert. Sie dachten, die Bibel allein sei in der Theologie heranzuziehen, ,sola scriptura’ = ,die Schrift allein’ war ihr Kampfruf gegen die Tradition der kath. Kirche, doch machten sie den Fehler, daß sie kritiklos Texte, die sich widersprachen, für diktiert hielten, obwohl nicht einmal die Autoren dieser Texte zweifelsfrei feststehen. Luther ließ Bücher des Alten Testaments in seiner Bibel aus, aus dem Grunde, daß es dazu keinen hebräisch-aramäischen Urtext mehr gab, ohne zu begründen, was das mit einer Religiosität zu tun haben sollte. Es wurde auch immer versucht, die Bibel als abgeschlossen zu verstehen. Daß erneut ,Gott reden’ sollte, galt als ungern gehört oder wurde bestritten. Mit der Zeit konnte es zu dem Paradoxon führen, daß Religion nur noch im Altertum hätte erlebt werden dürfen, nicht aber heutigentags. Dadurch wurde die Bibel stets weniger wichtig (s. oben unter ,Inspiration’).

Augustinus nennt inspirierte Schriften ,scriptum divine’ (s. oben unter Inspiration).

Die Aussagen der einzelnen inspirierten Personen (Propheten) unterscheiden sich gewaltig. So starb Jesus nach dem Neuen Testament am Kreuz, nach dem Koran, der von Mohammed empfangen wurde, aber „ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten sie ihn nicht, sondern einen ihm ähnlichen.“ (Koran 4,156).

Die Mantik ist verwandt mit Ursprünglichem, was der Mensch sucht: Geborgenheit und Gerechtigkeit. Sie kann dazu lügen, oder sie kann aus verschiedenen Gründen ganz konträr urteilen. So wird von Dr. Wohlgschaft, dem Biographen Karl Mays, darauf hingewiesen, daß „die Worte der abgeschiedenen Geister nur die Gedanken des eigenen Innern, nur die Äußerungen der eigenen Seele der Séancen-Teilnehmer waren”. Diese Feststellung, die sich auf die Séancen im Hause Karl Mays unter Teilnahme seiner 1. und 2. Frau als aktive Mediale bezieht, scheint klug, doch wie ist es, wenn man sie nur auf die Gegner, nicht aber auf die eigene Religion bezieht? Diese Einschränkung, daß die Toten nur das eigene Innere wiedergäben, wäre doch dann zuerst auch auf die Behauptungen der biblischen Propheten anzuwenden. Ein Beispiel: Die Geschwister Mosis, Aaron und Mirjam, beschweren sich bei ihrem Bruder, der sich sehr autoritär gibt: „Redet denn der Herr allein durch Mose? Redet er denn nicht auch durch uns?” Diese Stelle zeigt, daß die Geschwister notwendigerweise verschiedene Inspiration hatten. Daß aber die Bibel viele Gottessöhne kannte und nicht nur einen, haben wir bereits erwähnt (s. unter ,Theologie’). Und daß die anderen Religionen ganz andere Götter predigen, ist klar. Aber auch daß die Religionen sich nach den Menschen richten müssen, muß man doch auch voraussetzen, sonst würden diese gar nicht akzeptiert werden. Es ist klar, daß Karl May nach der Regel der kath. Kirche sich gar nicht von seiner 1. Frau hätte scheiden lassen können. So traute er sich der Führung der Kontrollgeister, die seine beiden Frauen anriefen, an, da er gerade dadurch gedrängt wurde, sich von der 1. Frau scheiden zu lassen.

Die Sitzungen waren lange Zeit streng vertraulich, daher können wir Europäer kaum mit den anderen Kulturen verglichen werden. Die amerikanischen Woodoo-Priester vereinen das Christentum mit den animistischen Kulten der Afrikaner. Animismus nennt man bei den Negern den Spiritismus, um ihn von der mehr christlich beeinflußten europäischen Spiritualität zu unterscheiden. In den Dörfern Südafrikas wird keine politische Entscheidung getroffen, ohne die Ahnen zu befragen.

Die Bedeutung des Freudschen Unterbewußtseins ist hingegen in der Kirche noch nicht diskutabel, was aber nicht gut ist, da hierbei eine mögliche Erklärung für falsche Behauptungen gefunden werden könnte. Die moderne Esoterik will, daß statt des ,Unterbewußtseins’ eine Art von Zensur (oder gar Desinformation) bei der Kontaktaufnahme zum Jenseits herrsche. Dabei wird das Gehirn von den jenseitigen Impulsen zwar erreicht, aber fehlerhaft. Es ist sozusagen ein Sieb, das einzelne Kleinigkeiten durchläßt, andere wichtige Dinge nicht. Die durchkommenden richtigen Impulse seien eine Brücke zum Überirdischen, sie heißen ,scintillae’ (Funken). Die Relativität der Religionen rührt daher. Es sind alle großen Religionen davon überzeugt, daß sie allein recht hätten. So nennen sich die Juden das ,auserwählte Volk’. Das Reich der Chinesen heißt aus diesem Grunde das ,Reich der Mitte’und auch das ,Himmlische Kaiserreich’.

Große Propheten widersprechen sich. Und die kleinen erstrecht, so daß man wirklich keine große wissenschaftliche Kunde über das Jenseits hat. Doch die guten Propheten können oft erstaunlich gut vorhersagen. Das wissen wir in der Neuzeit von Rasputin, der die Genesung des kranken Zarensohnes vorhersagte und auch die Zarenfamilie warnte, daß sie, sollte er ermordet werden, auch so gewaltsam sterben würde, wie es auch wirklich in Erfüllung ging.

Ohne diese mantische Teilnahme der Götter, Geistwesen oder Toten pflegt eine religiöse Gemeinschaft einen rein materialistischen Gedächtniskult. Das kann man heute von allen großen Kirchen behaupten. Wenn Religionen einmal fest im Sattel sind, geht scheinbar manches Gute verloren. Aber am Anfang, wenn die Gruppe noch aufgebaut wird, ist es anders. So hatten auch die beiden Hauptapostel Jesu, Petrus und Paulus, die Erfahrung gemacht, übersinnliche Stimmen zu hören und konnten daher mehr Kraft auf die Überzeugung anderer richten, weil sie weniger Zweifel hatten. (Von den anderen Aposteln wird allerdings vergleichbares nicht berichtet; sie waren sicher keine Propheten. Ja, am Anfang der Apostelgeschichte zeigt sich deutlich, daß zum Nachwählen eines neuen Apostels für den toten Judas keine Prophetie (Mantik), sondern nur das Los Verwendung möglich war (Acta apost. 1,26): „Und sie warfen das Los über sie, und das Los fiel auf Matthias; und er ward zugeordnet zu den elf Aposteln.“)

Petrus ist ebenso wie sein Führer Jesus etwas medial, d. h. er empfängt Stimmen. So erzählt er Act. ap. 11, 7: „Ich hörte aber eine Stimme...“ Auch scheint er spiritistische Eingebungen gehabt zu haben, denn er erzählt: „Der Geist aber sprach zu mir, ich sollte mit ihnen gehen und nicht zweifeln.“ (V. 12). Er muß durch diese innere Ermahnung nun auch Heiden missionieren, was er vordem nicht getan hatte. Allerdings ist an anderen Stellen in Zusammenhang vom ,heiligen Geist’ die Rede. Da kann allerdings heute niemand mehr etwas erforschen, weil die reine Behauptung, der ,heilige Geist’ sei aufgetreten, nicht irgendeine für uns greifbare Erklärung bietet. Vielmehr ist hierbei eine Art von magischer oder auch verheimlichender Darstellung gewollt, die als unwissenschaftlich gelten muß.

Paulus hat einmal das Erlebnis, eine übersinnliche Stimme zu hören, die ihn anspricht: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ (Act.ap. 9,4). Darauf fragte Paulus, der damals noch Saulus hieß: „Herr, wer bist du?“ Und da wurde ihm geantwortet: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Diese Stimme ist vielleicht nur innerlich gehört worden, und die Einzelheiten sind in der Bibel ungenau und wiedersprüchlich beschrieben. Doch wird damit verständlich, wie eine solche innere oder äußerlich gehörte Stimme wirkt: Das gesamte Leben kann verändert und damit erneuert werden.

Die Paulinische Theologie ist hingegen auf die Mantik stolz und wünscht diese, indem Geister befragt werden. Dies nennt Paulus ,prophetare’ (προφητεύειν) = prophezeien, in Trance reden (Cor. 14,1). Paulus sagt, „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan“, womit gemeint ist, daß die Aussagen, wie oben beschrieben, von dem Medium abhängig sind. Er kann allerdings keine große Bandbreite verkraften, sondern wünscht nur solche Medialen, deren Durchsagen ihm gefallen. Daher droht er: „Aber wenn wir oder ein Engel aus dem Himmel euch etwas anderes verkündet als wir euch verkündet haben, soll das Anathema sein.“ (Gal. 1,8. Luther falsch: „der sei verflucht“. Der Bann = Anáthema (’ανάθεμα) bedeutet die lebendige Verbrennung auf Gottes Befehl. Beispiel: Der Erzählung in 1 Sam 15 EU zufolge soll König Saul bei einem Feldzug gegen die Amalekiter vom Propheten Samuel den Auftrag erhalten haben: Weihe alles, was ihm gehört, dem Untergang! Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel! Darauf konnte sich die Kirche bei den Ketzerverbrennungen berufen.)

Freilich hat auch Paulus offenbar öfter zu Lügen, oder zumindest Übersteigerungen, gegriffen, was er sogar zugibt: Er schreibt nämlich: „Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wird zu seiner Ehre, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?“ (Römer 3, 7).

In unser heutigen europäischen Gesellschaft kommt die Mantik oft in abgeschiedenen, meist nicht wissenschaftlich gebildeten Kreisen vor. Sie wird noch betrieben z. B. bei Lebensberatung, Trauerfällen und in Zirkeln, die sich mit den verschiedenen heute gebräuchlichen Methoden beschäftigen. Die künstliche Mantik wird als Tonbandstimmen, aber auch mit Hilfe von Planchetten, Tischrücken sowie dem Pendel, das über ein Buchstabenhalbrund gehalten wird, betrieben. Die natürliche Mantik kommt in Form von Sitzungen (Séancen) in Voll- oder Wachtrance vor, bei letzterer auch mit ,automatischem Schreiben’, neuerdings auch mit dem englischen Modewort ,channeling’ bezeichnet.

Die sog. Tonbandstimmen, auch ,Stimmen aus dem Jenseits’ genannt, sind mittlerweile sogar in Deutschland führend durch 3 eingetragene Vereine verbreitet. Sie kommen in einer auf Gott bezogenen Form sogar in der Bibel vor, und auf Götter bezogen in der griechisch-römischen Religion.

Die Erforschung dieser Stimmen war in der Antike schon lange vor der Erfindung des Tonbandgerätes von Forschern wie Pythagoras, der sich auch für die Die Wiedergeburtslehre einsetzte, untersucht worden. Er hat freilich keine Aufzeichnungen vornehmen können. Das macht heute eine immer mehr zunehmende Anzahl von Tonbandstimmen-Forschern. Die Idee: Im Zufall selbst ist Gott (= das Jenseits, die Toten, Engel, Geistwesen etc.) enthalten, da diese auf eine unbekannte, aber merkbare Weise auf die Welt der Materie einwirken können. Schiller sagt: „Es gibt gar keinen Zufall, und was uns blindes Ohngefähr nur dünkt, gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.“ Das haben bereits die Alten gewußt, dachten, daß ein Gott (ein Faun oder eine Nymphe) in Bäumen oder Flüssen wohne, wenn sie beim Hören dort Stimmen vernahmen, die sich durch Luftreibung vernehmen ließen. Auch im Donner, in allen möglichen zufälligen Geräuschen, konnten sie solche Stimmen hören. Das ist später auch von Petrus (2. Petrusbrief, 1, 17) bezeugt worden und von vielen anderen, die eine Hellhörigkeit dafür haben. Wenn diese Stimmen laut sein sollen, sind sie sehr kurz, wegen des Entropiegesetzes, und haben wenig Aussagekraft. So kann man sie nur wenigen vorspielen.Wenn sie aber leise und undeutlich sind, dann sind sie länger, können gute, wichtige Mitteilungen enthalten, werden aber nur von einigen wenigen verstanden. Das Einspielen der Stimmen ist auch eine Wissenschaft für sich. Wer sich damit näher beschäftigen möchte, kann sich gerne an die Stimmen-Vereine wenden. Auf der Stimmen-Seite finden Sie dazu Beispiele, die Sie kostenlos herunterladen und anhören können.


Die Auferstehung JesuSeitenanfang

Da das NT auch erst nach ca. 70 Jahren aufgezeichnet wurde, ist den Autoren schon durch den zeitlichen Abstand ohne böse Absicht manches unklar gewesen.

Die Auferstehung Jesu (lat. resurrectio, griech. ἀνάστασις) wird viel zu wenig sachlich diskutiert. Wenn man sich näher mit der Angelegenheit beschäftigt, wird klar, daß den Schreibern des Neuen Testaments der Unterschied zwischen Scheintod und richtigem Tod gar nicht klar war. Sie diskutieren das in keiner Weise. So schreibt Paulus Hebräer 11.35: „Weiber haben ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen.“ („ἔλαβον γυναῖκες ἐξ ἀναστάσεως τοὺς νεκροὺς αὐτῶν.“) Jedenfalls gab es damals mehr Berichte über angeblich von den Toten Auferstandene als nur bei Jesu.

Ebenso auf Scheintote läßt folgende Stelle schließen: «Und die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt und gingen aus den Gräbern hervor nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen» (Mt 27,52-53).

Vor allem ist zu bedenken, daß die Öffnung des Grabes niemand bemerkt hat, und auch nicht, wie dort Jesus herauskam. Auch sonst wird die Geschichte, nicht ohne daß wir heute zweifeln, erzählt. Nach heutigen medizinischen Erkenntnissen ist anzunehmen, daß Jesus nicht tot war, sondern nur scheintot. Heutzutage sagt die medizinische Wissenschaft, daß ein Toter nicht wieder ins Leben kommen kann, sonst war er gar nicht tot.

Die Schilderung der Auferstehung Jesu ist sehr unterschiedlich: Es wird einmal von einem Engel, einmal von zwei Engeln, sonst von Männern berichtet. Die Anzahl der Engel (Männer) ist unterschiedlich:

Bei Matthäus 28,2 kommt ein Engel dazu:Und siehe! es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein von der Türe weg und saß darauf.“ Er fügt hinzu: „Ich weiß, daß ihr Jesum, den Gekreuzigten, suchet. Er ist nicht hier...

Bei Markus 16,5 ist von keinem Engel, sondern einem jungen Mann die Rede: „Und sie gingen hinein in die Gruft und sahen einen jungen Mann, mit einem weißen, langen Gewand bekleidet, auf der rechten Seite sitzen, und waren bestürzt.“ Der junge Mann sagt ebenso: „er ist nicht hier...

Bei Lukas 24,2-3 sahen die Frauen statt eines sitzenden Engels zwei stehende Männer: „Sie fanden aber den Stein abgewälzt von dem Grabe, und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesu nicht. Und als sie darüber in Verlegenheit waren, siehe! da traten zu ihnen zwei Männer in blitzender Kleidung.“ Die Männer sagen ebenso: „Er ist nicht hier...

Bei Johannes 20,11 ff wird von zwei weißgekleideten sitzenden Engeln berichtet. Diese sprechen zu Maria; im Gegensatz zu den drei anderen Evangelien steht Jesus hinter ihr:
„Maria aber stand vor dem Grabe und weinte draußen. Als sie nun weinte, guckte sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häupten und eine zu den Füßen, da sie den Leichnam hin gelegt hatten. Und diese sprachen zu ihr: ,Weib, was weinest du?’ Sie spricht zu ihnen: ,Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hin gelegt haben.’ Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück und sieht Jesum stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist....“ .

Die Stelle ist wie immer bei Johannes durch leicht gesteigerte, sehr wahrscheinlich erfundene Einfügungen erweitert. Offensichtlich lügt hier Joannes seine Leser an, denn die drei früheren Evangelien betonen alle einheitlich, Jesus sei nicht hier, Diese Stelle zeigt, wie das Johannes-Evangelium gefälschte Stellen enthält und damit wissenschaftlich wertlos ist.

Jesus ist außer bei Johannes also jedesmal nicht anwesend. Niemand hat gesehen, wie er sich erhob, wie er das Grab verließ und was er eventuell sagte. Doch ist ja bei Johannes alles übersteigert geschildert. Dabei ist alles doch recht mysteriös. Daß ausgerechnet Frauen als Künder der Auferstehung herhalten sollen, scheint uns zu sagen, daß kein einziger Mann das bezeugen wollte, denn Frauen als Zeugen waren in der Antike nicht sehr angesehen.

Daß Jesus aber keine Erscheinung war, wie bei Johannes behauptet wird, geht u. a. hervor aus Lucas 24,39. Dort besteht Jesus darauf, daß er kein Geist sei: „Sehet meine Hände, und meine Füße, ich bins selber; fühlet mich, und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe.“ ( ἴδετε τὰς χεῖράς μου καὶ τοὺς πόδας μου ὅτι αὐτός ἐγώ εἰμι. ψηλαφήσατέ με καὶ ἴδετε ὅτι πνεῦμα σάρκα καὶ ὀστέα οὐκ ἔχει, καθὼς ἐμὲ θεωρεῖτε ἔχοντα.) Auch ißt Jesus danach: „Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseim. Und er nahm's und aß vor ihnen.“ (41 εἶπεν αὐτοῖς; ἔχετέ τι βρώσιμον ἐνθάδε; 42 οἱ δὲ ἐπέδωκαν αὐτῷ ἰχθύος ὀπτοῦ μέρος 43 καὶ λαβὼν ἐνώπιον αὐτῶν ἔφαγεν.) Er muß daher scheintot gewesen sein und ist also für eine gewisse Zeit wieder am Leben. Was aber danach mit ihm geschah, ist wiederum schlecht überliefert. Im 1. Evangelium, Matthäus, fallen die Jünger vor Jesu auf die Füße, und er erteilt ihnen seinen Missionsauftrag. Dann bricht Matthäus abrupt ab, und man erfährt nicht, wie es mit Jesu weiterging; ebenso ist das bei Johannes. Bei Marcus wird Jesus am Schluß ziemlich abrupt in den Himmel aufgehoben. Außerdem wird Jesu Behauptung, er werde zur Rechten Hand Gottes sitzen, wiederholt.

Johannes dagegen zeigt einen wiederauferstandenen Jesus, der durch Wände gehen kann, eine merkwürdige Hypothese, denn von so einer Gruppenwahrnehmung des Astralleibes wird sonst nie berichtet. Jesus hat dabei also offenbar nur noch einen Scheinleib (Astralleib, bei Thomas von Aquin corpus aëreum genannt), ist also ein Geist. Außerdem müßte, wenn sich Jesus nach der Auferstehung als Geist zeigte, doch immer noch sein irdischer Körper als Leichnam vorhanden sein.

Ansonsten ist keiner der in der Bibel beschriebenen Auferstehungsberichte nach heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen möglich. Auch bei Lucas fährt Jesus am Schluß gen Himmel. S. Himmelfahrt.

 

 

Dipl.-Ing. Gerhard Helzel, Timm-Kröger-Weg 15, D-22335 Hamburg, Tel. 040-505374.Seitenanfang

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