Verbrannte Bücher

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Im gesamten Deutschen Reich betrugen die Gesamtverluste öffentlicher Büchereien durch den Krieg 25 von 75 Millionen Büchern, d.h. ein Drittel war verbrannt, wobei die Verteilung sehr ungleich ist: Hessen verlor etwa 60% seiner Bestände, Österreich nur 3%.

Es fing an mit der Beschädigung der Landesbibliothek Kiel am 19.10.1940 und der fast völligen Zerstörung der Landesbibliothek Kassel am 9.9.1941.

Die Bestände der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (ehemals königliche Bibliothek Berlin), eine der ehemals führenden Institutionen Deutschlands und der Welt, waren 1943/44 ausgelagert worden und zwar an nicht weniger als 32 verschiedene Orte, von denen später 14 in der sowjetisch besetzten Zone lagen (ca. 600'000 Bde.), 7 in der amerikanischen Zone (1,5 Mio. Bde.) und 11 in Polen (900'000 Bde.) Das Haus selber war etwa zur Hälfte zerstört.

Die Hamburger Staatbibliothek erhielt einen Bombenvolltreffer, so daß das kollektive Gedächtnis der Stadt eine Lücke aufweist. Es wurden dabei insbesondere alle Musiknoten dess 19. Jahrhunderts ein Raub der Flammen. Nur die Stadtbücherei blieb wie durch ein Wunder unversehrt.

In München vernichteten englische Bomben 1/4 des Bestandes der Landesbibliothek, und das Gebäude wurde zu 85% vernichtet.

Im Krieg von 1870/71 verbrannte in Straßburg die Universitätsbibliothek, und dabei wurden bedeutende Dokumente der Gutenberg-Forschung zerstört. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg ging die Bibliothek im belgischen Löwen in Flammen auf. Der „Große Brand“ in Hamburg hatte vorher schon beträchtlichen Schaden angerichtet, so daß z. B. vor dem 1. Weltkrieg schon die Ausgaben der „Hamburger Nachrichten“ aus der Franzosenzeit, die deutsch- und französischsprachig gedruckt werden mußten, nicht mehr vorhanden waren.

Verbrannte Musiknoten

Besonders tragisch war die Vernichtung der meisten Orchesterwerke des größten Wandsbeker Komponisten Hugo Rüter. Durch den bei der „Operation Gomorrha“ erfolgten 3. Bombenangriff auf Hamburg in der Nacht des 30. Juli 1943 (Jahrestag des Todestags Bismarcks) durch 756 britische Kampfbomber wurde neben einem großen Teil der Stadt Wandsbek auch das Heim des Künstlers vernichtet, mitsamt seinem großem Konzertflügel, den ihm der Vater zur Hochzeit geschenkt hatte, und dem größten Teil seiner Orchesterwerke.

In Berlin verbrannten bis auf eine alle Symphonien des aus Beuthen stammenden Komponisten Heinrich Schulz-Beuthen. Dort verbrannte auch die Orchesterfassung des 2. Klavierkonzertes des Berliner Komponisten Hugo Kaun. Viele andere Werke erlitten das gleiche Schicksal. Es gibt aber bis heute keine Auflistung verbrannter Musikwerke, obwohl dieses zu wünschen wäre. Musik-Handschriften der Hamburgischen Staatsbibliothek kamen nach 1991 nach der Auslagerung aus dem Osten beschädigt wieder zurück und sollen in mühsamer Handarbeit restauriert werden.

Im ganzen sind die kriegsbedingten Zerstörungen noch kein wichtiges öffentliches Thema. Manche Werke sind aber leider für immer verloren.

 

Dipl.-Ing. Gerhard Helzel, Timm-Kröger-Weg 15, D-22335 Hamburg, Tel. 040-505374

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