Czernowitz
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Czernowitz ist die Hauptstadt der Bokuwina, übersetzt
Buchenland. Ukraïnisch (Ruthenisch): Чернівці, Russisch:
Черновци, Rumänisch: Cernăuţi.
Czernowitz, die Stadt meiner Eltern und Großeltern:
Meine Großeltern:
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Friederike
Helzel, geb. Bolek; |
Czernowitz und Umgebung:
Meine Eltern und Schwester:
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Dipl.-Ing. geb. 17.5.1907 in Czernowitz, gest. 16.3.1984 in Ludwigshafen |
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Buchempfehlung:
Helmut Braun: Czernowitz
Die Geschichte einer untergegangenen Kulturmetropole
»Klein-Wien des Ostens« wurde sie genannt: das wechselvolle
Schicksal einer Vielvölkerstadt.
Preis: Euro 29,90. Zu bestellen beim Links-Verlag
Steinerne Zeugnisse erinnern heute zwar noch an das »Goldene
Zeitalter« der k.u.k. Monarchie, als Czernowitz die pulsierende
Hauptstadt des Kronlandes Bukowina war und stolz die östlichste
Universität des Westens vorwies. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg
war die Vielvölkermetropole eine menschenleere Stadt. Die
Deutschen hatte man »heim ins Reich« geholt, die Juden
ausgerottet, die Polen, Ungarn, Armenier waren während des
Krieges geflohen, und die Rumänen gingen, als die UdSSR die
nördliche Bukowina annektierte. Das Buch zeigt in vielen Bildern
das alte Czernowitz und stellt ihm das heutige Tschernivzy
gegenüber. Die Autoren erzählen von der Vergangenheit und
Gegenwart der Stadt und beleuchten die besondere Rolle, die die
Literatur hier spielte. So ersteht vor dem Auge des Lesers eine
untergegangene Kulturmetropole, die es verdient hat, wieder
entdeckt zu werden
Verwandte und Bekannte aus Czernowitz
und Umgebung
(zum Vergrößern bitte anklicken):
Weitere Bilder Juni 2007:
Weitere Bilder März 2013:
Weitere Bilder Mai 2013:
Transkription der Postkarten:
* Meine Großmutter Josefine an
ihre Mutter: An Hochwohlg(eborene) Frau Wilhelmine Kohlruss,
Stadtbaumeisterswittwe, Czernowitz, Flurgasse 38.
Theuerste Mutter! Mimi dankt vielmals Allen für die schönen
Karten und Wünsche zu ihrem Geburtstage. Wir kommen vielleicht
am 6sten Samstag. Ich schreibe noch übermorgen an Marie, ob wir
an diesem Tag kommen, daß die Maricka auch dann den Schmuchter
avisiert und die Milch weiter bestellt. Von uns Allen Handküsse.
Ihre Jusia (= Kosename für Josefine).
Anm.: Die Kinder mußten ihre Eltern und Großeltern damals noch
per Sie ansprechen.
** Mein Großonkel Dr. jur. Alfred
Kohlruß an seine Nichte Emma aus Mies: An die hochgeehrte Frau
Professor Emma Kiebel aus Mies, derzeit in Oberleutensdorf (Böhmen).
(20.6.1910)
Liebe Emma, wenn auch ich deine nächste Adresse in Obald nicht
kenne, schicke ich dir meinen wärmsten Dank für deine
freundliche Karte mit dem Bilde des neueröffneten deutschen Hauses. Aurel
ist wohl in Mies? Von Anna, den Kindern und mir treudeutsche
Grüße. Euer Vetter Alfred.
*** Meine Großmutter Josefine (genannt
Jusia) Hosbein an eine Verwandte in Mies: An die geehrte Frau
Emma Kiebel, Professors Gattin, Mies, Böhmen. (6.4.1906?)
Liebe Emma! Eure lieben Briefe erhalten und werde sie erst nach
den Ostern beantworten. Dir, Aurel, und den Kinderchen wünschen
wir alle recht glückliche, frohe Feiertage. Alfred und Maria
sind schon in Cz(ernowitz) (wohnen bei Maria), da werden wir, so
Gott will, auch recht fröhlich die Zeit zubringen. Es grüßt
Euch Alle herzlichst Mimi, Jusia und Julius.
Anm.: Meine Mutter Gertrude war noch nicht geboren, so daß
lediglich ihre ältere Schwester Wilhelmine genannt Mimi erwähnt
wird. - Emma Kiebels Mann Aurel Kiebel war Gymnasiallehrer und
schrieb mathematisch-naturwissenschaftliche Bücher.
**** Meine Großmutter Josefine (genannt Jusia) Hosbein an ihren Mann Julius: Hier wohnen wir. Die Kinder sind munter und schicken viele Pussi. Von Nunia und mir herzliche Grüße. Deine Jusia. (um 1910)
***** Meine Tante Wilhelmine (Mimi) Hosbein an ihre Mutter Wilhelmine Kohlruß: Liebste Großmutter! Unsere Adresse: Göhren auf Insel Rügen, Villa Elise. Wir sind hier so munter, daß Sie uns nicht erkennen würden. Besonders das Essen schmeckt wunderbar. Und das herrliche Meer und überall Eichen und Tannenwald. Bitte bald schreiben und Alle grüßen. Handküsse, Mimi / Trude. (Seitennotiz:) Bitte alle Karten aufheben. (Kopfstehend:) Handküsse, Nunia. (Wohl 1914).
† Grabinschrift Kohlruß in Sereth: Hier ruhet in Gott entschlafen Josef Kohlruss, Stadt- und Landbaumeister, gest. am 13. December 1888, im 48. Lebensjahre, tief betrauert und beweint von Gattin und Kindern. Wilhelmine Kohlruss geb. Beck, gest. am 10. März 1918 im 75. Lebensjahre, Marie Malecka geb. Kohlruss, gest. am 10. August 1923 im 53. Lebensj. Gesegnet und in Frieden gingst du von uns, doch was der Tod geschieden, hält Liebe treu vereint.
†† Meine Großmutter Josefine Hosbein (Jusia) an Otgart Kiebel, auf der Rückseite der Ansichtskarte „Czernowitz, Universität, um 1930“ oben (abgesandt um 1930): Liebstes Otgartl, ich schicke die Ansicht von einem Teil des neuen Universitätsgebäudes (links). Gerade der schönste Teil (Mittelstadt) fehlt darauf. Rechts oben ist ein Teil der evangelischen Kirche sichtbar. Ganz oben im Hintergrunde die gr. ort. Residenz. Ein Prachtbau. Es dürften bei Euch Ansichten davon sein. Und wenn nicht, dann beherzigen mal folgenden Rat: Noch in Friedenszeiten bekam ich aus Pilsen eine Ansichtskart, darauf ein schönes Mädl, darauf in beiden Händen eine Schüssel mit dampfenden Knödeln hochhaltend. Und die Worte: „Wer uns will lebendig seh'n, der muß halt nach Pilsen geh’n!“ So sage ich auch. Wer unser Czernowitz will sehen, der muß herkommen. Wenn man noch so jung ist, da ist auch die Welt noch offen. Herzlichen Gruß und Kuß dem Nesthäkchen, in Liebe deine Tante Jusia.
††† Meine Großmutter Josefine Hosbein (Jusia) an ihre Töchter, ca. 1914, abgestempelt Untersynoutz, Reichsgrenze (zu Rumänien, gegenüber Mihaileny): Meine lieben, theueren Kinder! Viele viele Grüße an Tata (ihren Mann Julius) und Euch übersendet Euch Eure Mama. Herzliche Grüße und Küsse von Steffi.
†††† Aufschrift: Die freundlichen Grüße
aus
Sereth und Solka erwidern an Alle(n)
auf das herzlichste, Albertine
u. Victor u. Burger
Anmerkung zur Familie Josef und Wilhelmine Kohlruß: Er war geb. in Radautz, „der deutschesten Stadt der Bukowina“, sie in dem ca. 12 km entfernten Sereth am gleichnamigen Fluß. Nach dem Umzug nach Sereth heirateten sie dort am 1. Juli 1866. Das Paar hatte etwa 9 Kinder, von denen die meisten meist schon im Kleinkindalter starben. Erwachsen wurden nur drei: Marie, Josefine und Alfred, eventuell auch Erwine. Das Ehepaar lernte sich früh kennen. Man liebte sich sehr, doch war das große Glück plötzlich vorbei, denn Josef kam mit nur 48 Jahren durch einen tragischen Unfall ums Leben. Er war durch ein Messer tödlich verwundet worden.
Josefine (gen. Nunia) Lichtenberger geb. Kohlruß war eine Tochter der Maria Malecka geb. Kohlruß und Enkelin der Fam. Kohlruß.
Dr. Alfred Kohlruß:
Dr. Alfred Kohlruß, Politiker, geb. Sereth 10. 9. 1875; gest. Czernowitz, 6. 2. 1935, war mein Großonkel.
Er studierte an der Universität Czernowitz Jus und war Mitglied der Burschenschaft „Arminia“. 1904 promovierte er zum Dr. jur. Anschließend trat er in den Justizdienst, war zeitweilig Staatsanwalt in Czernowitz, von 1916–18 Leiter der Staatsanwaltschaft in Linz, zuletzt OLGR. 1918 kehrte er in die Bukowina zurück und trat in den rumänischen Justizdienst. Aber bereits 1920 nahm er seinen Abschied und eröffnete ein Anwaltsbüro, um sich ganz seiner politischen Laufbahn als Vertreter der deutschen Volksgruppe in der Bukowina widmen zu können. Er war 1920–22 und 1924–26 Abgeordneter im rumänischen Parlament, 1928–30 Stadtrat in Czernowitz und nahm in fast allen deutschen Verbänden und Vereinen in der Bukowina führende Positionen ein. 1920–34 Obmann des dt. Volksrates für die Bukowina und stellvertretender Leiter des Verbandes der Deutschen in Rumänien. Er war Schriftleiter der deutschen nationalen Monatsschrift „Bukowiner Bote“. Kohlruß erwarb sich um die deutsche Minderheit in der Bukowina außerordentliche Verdienste.
Von ihm leben noch Nachkommen in Spanien.
Anm.: Die auf dieser Seite gezeigten Aufnahmen hat meine Mutter Gertrude Helzel (mit Ausnahme der Komponisten-Bilder) unter Lebensgefahr aus Czernowitz gerettet und im Viehwaggon aus Kalisch über Bad Flinsberg und das schon russisch besetzte schlesische Schweidnitz nach Deutschland mitgenommen, sonst wären sie venichtet.
Heimatvertrieben in Kalisch (Warthegau) etc.:
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Transkription der Postkarten (2):
* Meine Mutter von einem Ausflug
nach Lähn im Riesengebirge an meine Großmutter im
Flüchtlingslager Bad Flinsberg : An Frau Josefine Hosbein, Bad
Flinsberg, Lager 116, Isergebirge.
Liebste Mutter! Wir sind hier in 2. Gesellschaft im Gasthaus der
Lehnhausburg, haben den Turm der Burg bestiegen, Elkerle frisch
und munter mit dabei. Denke dir nur, heute teilte mir eine Frau
Maier mit (eine Verwandte oder Freundin von Frau Werdan!), daß
Tante Erwine noch lebt. Es ist wahr. Heryliche Küsse, Trudl,
Elke. Fritz, Josefine, Bis (?), Handküsse, R. Hettenbach, Hilck
(?) Hettenbach. (Um 90° gedreht:) Herzliche Grüße, Turi (Artur
Helzel).
** Dort wohnten die Familien Helzel und Hosbein von 1941 bis Oktober 1944.
Czernowitzer Komponisten:
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Ottokar Hřimaly, Dr. phil., geb. 20.12.1883 in Czernowitz, war seit 1908 Komponist in Moskau. Er schrieb Symphonien, symphonische Dichtungen, Kammermusik. Er dirigierte am 21.3.1932 das Festkonzert zur Czernowitzer Goethefeier.
Eusebius Mandyczewski, Dr., geb. 18.8.1857 in Czernowitz, gest. 13.7.1929 Wien, war ein Schüler Nottebohms, ab 1879 mit Brahms befreundet und dessen Sekretär, 1887 Archivar der Gesellschaft Wiener Musikfreunde in Wien und Chormusiker der Wiener Singakademie, 1897 Lehrer am Wiener Konservatorium, 1897 Ehrendoktorat der Universität Leipzig. Werke: Gesamtausgabe der Werke Haydns und Schuberts. Auch schrieb er Messen, Kantaten, Lieder, Klavierwerke usw.
Carl Mikuli, geb. 20.10.1821 in Czernowitz, gest. 20.5.1897 in Lemberg, war Pianofortevirtuose, Schüler Chopins, seit 1858 Direktor des Konservatoriums und seit 1888 auch des galizischen Musikvereins in Lemberg. Er schrieb Klavierstücke, Serenade für Klarinette und Klavier, Chöre, Lieder, und gab heraus: Chopins Werke und eine Sammlung rumänischer Volksweisen usw. Nach ihm war im südlichen Czernowitz die Carl-Mikuli-Gasse, bei der Garten- und der Flurgasse, benannt.
Emil Paur, geb. 29.8.1855 in Czernowitz, gest. 1932 in Mistek (Böhmen), Schüler des Wiener Konservatoriums, tüchtiger Dirigent, Klavier- und Violinvirtuose, war Opernkapellmeister in Mannheim und Leipzig, 1893-98 Dirigent der Symphoniekonzerte in Boston, 1898 bis 1903 Direktor des Nationalkonservatoriums in New York, 1904-10 Dirigent in Pittsburg, 1912-13 Kapellmeister an der Kgl. Oper in Berlin. Werke: Symphonie „In der Natur“, Pianoforte-Konzert, Stücke für Pianoforte und Violine usw. – Seine Frau Marie geb. Bürger, geb. 1862 in Gengenbach/Schwarzwald, gest. 27.4.1899 in New York, war eine treffliche Pianistin. – Sein Sohn Kurt war Pianist.
Ludwig Rottenberg, geb. 10.11.1864 in Czernowitz, wurde 1888 Direktor des Orchester-Vereins der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, 1891 1. Kapellmeister am Theater in Brünn, 1892-1925 am Theater in Frankfurt am Main. Werke: Oper „Die Geschwister“, Sonate für Klavier und Violine, Lieder.
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Dipl.-Ing. Gerhard Helzel
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